Rapid-Admira

4:1 (2:0)

Der Spielanfang war noch sehr ausgeglichen, Rapid spielbestimmend aber ohne besondere Chancen. Wenn es also nicht mit einem konzertierten Angriff klappt, dann eben mit einem Konter im eigenen Stadion. Und wie das gleich zwei Mal am Ende der ersten Halbzeit geklappt hat. Vielleicht hat man sich früher einfach zu sehr in der Spielmacherrolle verzettelt und zu selten auf die Methode der Gegner, das Kontern, zurückgegriffen. Dann nach der Pause, ein mutiger Weitschuss von Manuel Thurnwald! Ja, auch das Glück kehrt wieder zurück, dorthin wohin es gehört, nach Hütteldorf! Wäre der Ball nicht abgelenkt worden, hätte ihn wohl Tormann Leitner gehalten. Kapitän Stefan Schwab ist in einer besonderen Form. Er hat in jedem der letzten Spiel getroffen oder eine Vorlage geleistet. In diesem Spiel gegen die Admira waren es zwei Vorlagen und ein Tor. Die Vorlage zu dem prächtigen Kopfballtor leistete übrigens Ehrenkapitän Steffen Hofmann. Rapid kommt in Fahrt!  Beeindruckende Spiele und meist auch beeindruckende Siege. Ein lang vermisstes Selbstverständnis im Kombinationsspiel kehrt zurück; man beginnt sich immer besser zu verstehen; die Anzahl der erzielten Tore steigt. Bei einem so komplexen Spiel kann sehr viel eine Rolle spielen, gleichbleibende Rituale geben Sicherheit. Hier eine Beobachtung: Das Ritual der Rapid-Spieler zu Spielbeginn ist kein Siegesbeschwörungskreis (das gab es kurz zu Canadis Zeiten) sondern eine Art Jeder-Mit-Jedem-Abklatschen.

Soll der Trainer bleiben?

Eigentlich geht’s nur mehr um den Trainer, denn das Saisonziel, der internationale Platz ist praktisch erreicht und die Frage der konkreten Platzierung wird in den nächsten Wochen geklärt. Aber in der Frage der Vertragsverlängerung ist man sowohl bei der Vereinsführung als auch bei den Fans in einem Dilemma, denn einen noch schlechteren Tabellenplatz, der zu einer Ablöse führen würde, will niemand, aber ebenso will ein ziemlicher Teil der Anhänger, dass Gogo nicht verlängert wird. Ich kann nicht erkennen, woran man es festmachen wollte, Trainer Djuricin nicht zu verlängern. Ich kenne die Wortmeldungen aus Facebook, deren Schreiber sich meist nur an zwei Kriterien orientieren:
  • am der fußballerischen Karriere, also am“grünen Blut“
  • an der Farbe der Kleidung (siehe Krankl-Spruchband „Hansi: farbenblind und frustriert bei Sky philosophieren; so wirst Du Deinen Ruf als Legende weiter ruinieren!“)  
Schon die Zahl der Punkte/Tore/Siege kann diese beiden Kriterien nicht wettmachen. Nicht einmal der Derby-Sieg konnte die Wogen glätten und wird als ein weiterer Schritt zur (unerwünschten) Verlängerung des Vertrags von Gogo gesehen. Werfen wir daher auf einen Blick auf die letzten Jahre und den jeweiligen Punktestand nach 31 Runden: 

Punkte und Platzierung von Rapid nach 31 Runden

55 3 2017/18 Djuricin
34 7 2016/17 Büskens, Canadi, Djuricin
55 2 2015/16 Barisic
54 2 2014/15 Barisic
51 2 2013/14 Barisic
47 3 2012/13 Schöttel, Barisic
50 2 2011/12 Pacult, Schöttel
48 5 2010/11 Pacult
63 2 2009/10 Pacult
61 2 2008/09 Pacult
54 1 2007/08 Pacult
Man sieht, dass die in der Meistersaison erreichten Punkte heute gerade einmal zum dritten Platz reichen. Rapid wurde also damals durch die Schwäche seiner Kontrahenten Meister und nicht durch eigene Stärke. Auch sieht man, dass es mit den Punkten in den Saisonen 2008/2009 und 2009/2010 zu einem Meistertitel hätte reichen können, wäre da nicht die schwer einzuholende Dominanz von Salzburg. Sofern man einen Trainer arbeiten lässt, können wir stabile Verhältnisse mit etwa 1.77 Punkten pro Runde erwarten.  An besten beschreibt die Mentalität mancher Rapid-Anhänger der Titel des neuen Programms von Adi Hirschall „Wiener und andere Menschenfresser“. Aber auch die Farbsichtigkeit der Wiener ist ziemlich gestört, spricht man doch gerne vom „Goldenen Wienerherz“ oder von der „Blauen Donau“, und von beiden Farben wissen wir, dass es sich um reines Wunschdenken handelt. Weder ist das Herz golden, noch ist die Donau blau, und der „Menschenfresser“ trifft die Realität, nämlich den Charakter der Wiener, schon besser.  Es ist schwer, ohne grüne Vergangenheit Vertrauen in der Rapid-Community zu gewinnen. Es müsste ein Titel sein oder sonst ein Husarenstück, das dieses „Fremdeln“ gegenüber dem Trainers beenden könnte. Zitate aus den Foren zu wiederholen, erspare ich mir, allein der Titel eines Threads im Forum rapidfans.at sagt alles: „Man weiß nicht, was Gogo ist“. Es würde genügen, jemandem, der Rapid aus einem bisher nicht gekannten Tief herausgeführt hat, mit etwas mehr Respekt zu begegnen. Undankbarkeit scheint sich überhaupt wie eine Modeerscheinung durch Entscheidungsprozesse zu ziehen. Die beiden abgelaufenen Jahre haben uns gezeigt, wie falsch Expertenmeinungen (und auch die eigenen) sein können; sowohl bei der Ablöse von Barisic durch Büskens, als auch bei der Ablöse von Büskens durch Canadi, und dass der Wert von Kontinuität unterschätzt wird und bei einem kleinen Tief gleich die Reißleine gezogen wird.  Wie sagen wir gerne, bei Rapid? Wir holen keine Stars, wir machen Stars! Und warum soll das nicht auch auf einen Trainer zutreffen? Wenn ein Trainer nicht verlängert wird, bedeutet das in der Regel auch, dass der gesamte Trainerstab gekündigt wird. Diese 20 Monate Gogo sind eine Investition in ein Team, bestehend aus Spielern und Betreuern, Investitionen in Vertrauen, in Beziehungen, in Freundschaften. Mit einem Trainerwechsel verliert man nicht nur den Trainer, man verliert all dieses aufgebaute Kapital, das wir dann im Spiel sehen in etwas, was wir Spielverständnis bezeichnen, das man aber nicht einfach hat; dieses Verständnis baut sich erst im Laufe der Monate und Jahre auf. Wenn also ein Trainer bei einem Wechsel sagt, er beginne „bei Null“, dann erscheint es etwas geringschätzig gegenüber dem Vorgänger zu sein, der ja auch mit den Spielern hart gearbeitet hat. Bei einem Trainerwechsel gehen alle Erfahrungen mit dem Umgang mit den Spielern verloren und das muss man tatsächlich ganz von vorne wieder aufbauen. Ich plädiere sehr dafür, Gogo zu verlängern. 

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