Rapid-St.Pölten

0:2 (0:1)

Rapid, eine Mannschaft mit vergleichsweise gut bezahlte Kickern, denen man hohe individuelle Qualität nachsagt, findet gegen eine sehr disziplinierte Fünferkette der Pöltner kein Mittel. Es ist ein bisschen unfair, die Konter der Pöltner so darzustellen, als wären sie die bessere Mannschaft gewesen, denn natürlich war Rapid hinten schwach besetzt, als es darum ging, den Abwehrriegel zu knacken. Und noch schwerer wurde es, als man 0:1 hinten lag. Es war kein untypisches Spiel, das auch den Mattersburgen für den kommenden Sonntag als Lehrvideo gezeigt werden kann, unter dem Motto: „So kann man gegen Rapid gewinnen“. Drei Riesenchancen in der ersten Halbzeit aber kein Tor, das ist zu wenig und besiegelt gleichzeitig das Ende der Ära Djuricin. Wäre eine dieser Chancen realisiert worden, wäre der weitere Verlauf des Spiels natürlich ein ganz anderer gewesen und der Trainer vielleicht noch im Amt. Es ist wie eine dieser berüchtigten „Entscheidungsfragen“ der Schule. Der Schüler muss nach erfolglosen Prüfungen abschließend noch eine solche Frage gestellt bekommen. Aber verloren hat er diesen Wettbewerb nicht erst bei dieser (nicht beantworteten) Frage, das war natürlich schon vorher der Fall. Aber ganz so klar, wie das der Block gefordert hat und wie es dann auch geschehen ist, ist die Beurlaubung von Gogo nicht, denn man kann die Schuldfrage speziell in so einem vernetzten System wie Fußball es ist, trefflich weiterspinnen und am Ende dieser „Spinnereien“ hat man fast den Eindruck, als wäre alles eine Folge der Umstände, die eben bei Rapid so sind, wie sie eben sind.
  • Derselbe Trainer, der heute gekündigt wurde, erreichte als „Notnagel“ in der vorigen Saison einen dritten Platz. Also ganz so „unfähig“ wie er allerorten dargestellt wird, kann er doch nicht sein.
  • Als er das Amt von Canadi übernommen hat, genügte offenbar allein dessen Abwesenheit, dass sich die Situation stabilisiert hat und Rapid die Saison auf Platz 5 beendet hat. Eine gewisse Akzeptanz seitens der Mannschaft kann man ihm daher sicher nicht absprechen.
  • Rapid verliert mit Kvilitaia einen wichtigen Stürmer, der sich gerade im letzten Halbjahr wieder in die Herzen des Publikums gespielt hat (aber dazu hat es ziemlich viel Geduld desselben Publikums gebaucht). Sein Ersatz Deni Alar ist allen Zuschauern ein Rätsel. Viele meinen, er würde einen zweiten Stürmer neben sich brauchen. Genügt Knasmüllner als Assistenz nicht? In vielen Szenen erscheint Deni nicht ganz bei der Sache zu sein. Vielleicht braucht Deni noch Zeit, um sich in das System Rapid einzufügen?
  • Dann fallen zwei Stützen aus: Boli und Schobi. Ist das nicht ein Pech? Boli ist mehr als nur ein Außenverteidiger. Boli setzt Akzente im Spiel, und wenn er fehlt, dann fehlt tatsächlich etwas. Ganz ähnlich ist das mit Schobi. Seit dem vorigen Herbst ist er nicht mehr der Alte und wir hoffen alle sehr, dass er wieder dort anknüpfen kann, als er so entscheidende Tore geschossen hat. Auch Szanto ist nicht einsatzbereit. Diese Ausfälle schwächen das Team sehr. Im Bild Tamas und Schobi auf der Nordtribüne:
  • Ein nicht ganz stabiles System durch ständige Zurufe von außen zu beeinflussen, dient nicht gerade zur Hebung des notwendigen Selbstvertrauens.
Man kann daher diese Talfahrt eben auch als eine Folge dieser unerwarteten Rahmenbedingungen sehen und nicht unbedingt als eine Schwäche des Trainers; der kann sich auch – nicht ganz zu Unrecht – als ein Opfer ungünstiger Umstände fühlen. Man könnte durchaus die Frage der Schuld an der Lage weiter nach oben verfolgen und meinen, der Sportdirektor hätte eben nicht gerade das „goldene Händchen“ gehabt, als er Deni einen Vierjahresvertrag gegeben hat. Und dass die anderen Zugänge noch Zeit brauchen, wäre dann auch etwas, was jetzt eben Gogo ausbaden muss. Aber auch Fredy selbst hat eine nicht allzu lange Decke, nach der er sich strecken kann. Den Budgetrahmen, der ihm bei den Transfers zur Verfügung steht, können wir nur erahnen, jedenfalls sind ihm enge Grenzen gesetzt, Grenzen, die nicht vermuten lassen, dass ein 30-Millionen-Klub dahinter steckt. Steckt also schon wieder ein risikoscheuer „Sparefroh“ als Schuldiger in der Führungsetage? Natürlich könnte man das so weiterspinnen, nur hat der Geschäftsführer Wirtschaft auch einen Kredit zu bedienen, Sponsoren zufrieden zu stellen, Ligastrafen für den Block und 200 Bedienstete zu bezahlen. Niemand in dieser Verantwortungskette kann so handeln, wie ihm das für Rapid so richtig gefallen würde. Aus dem Vollen schöpft hier niemand. Auch das Stadion hat so seine „Mitschuld“, denn ohne die Kreditraten wäre wohl mehr „im Börserl“ für den Sportdirektor. „Den Letzten beißen die Hunde“, und das war in diesem Fall Gogo. Leider reiht sich Gogo in eine lange Reihe von Rapid-Trainern ein, die alle miteinander nicht gerade die beliebtesten Gäste bei Rapid sind. Allen haftet „Gescheitert bei Rapid“ an oder sollte man besser sagen „Gescheitert wegen Rapid“? Wir können nur hoffen, dass auch einmal das Glück der Personalentscheidung zu unseren Gunsten ausfällt, denn Pech hatten wir seit Zoki schon genug. Wir wünschen Gogo das Allerbeste. Sollten aber die Umstände tatsächlich eine „Mitschuld“ an der gegenwärtigen Situation haben, dann wird wohl auch der neue Trainer mit ihnen zu kämpfen haben.

Reaktion des Blocks

Einerseits wurde seitens des Block-West eine durchaus sachliche Stellungnahme an alle Zuschauer verteilt (falls Du es nicht bekommen hast, findest Du es nach diesem Beitrag). Anderseits gab es eine stille Viertelstunde zu Beginn des Spiels untermalt vom Banner: „Unsere Nerven liegen blank, die Akkus sind leer. 15 Minuten Schweigen, denn wir wollen nicht mehr.“ In dieser Viertelstunde bemühte sich die Osttribüne ziemlich amateurhaft, weil unorganisiert, durch Anfeuerungsklatschen um Ersatz für den Ausfall des Block-West. Die Viertelstunde war aber bald ausgestanden und es ging weiter mit „Ab jetzt müsst auch Ihr alles geben, damit wir gemeinsam den Rapidgeist wiederbeleben!“

Unfreundliches Publikum

Das Banner „Go, GOGO go“ wurde im Spiel gegen Spartak entwendet. Ich bestellte ein neues. Einige Tage danach wurde das entwendete Banner vom Klubservice wiedergefunden, ich hatte daher jetzt zwei, die ich beide links und recht von der Mittelauflage angebunden hatte. Leider setzte sich das unfaire und unkameradschaftliche Verhalten auch bei diesem Spiel fort. Beide Banner wurden während des Spiels wieder von unfreundlichen Zuschauern abmontiert, die mit dem Text nicht einverstanden waren. Unsere abgehängten Banner haben einen großen Nachteil. Schon ein kleiner Luftzug wirbelt sie durcheinander. Wie es gemacht wird, zeigen die Flaggen, die bei jedem Spiel am Dach der Ost-Tribüne aufgezogen werden. Auf der Unterseite dieser Fahnen sind Stangen eingenäht, die bewirken, dass die Fahne auch bei Wind gerade hängt. In diesem Bild ist das aber bei der Wiener Flagge nicht der Fall. Warum? Man kann darüber rätseln, denn die Flaggen wurden während der Aufwärmphase eigens vom Stadiondach geholt und diese eine Stange aus der Wiener Flagge ausgefädelt, daher flattert sie im Bild im Wind. Es gab offenbar eine wichtigere Verwendung für diese „Briefbeschwerer“-Stange.

Mausetot

Diese Maus hat die schmachvollen Niederlagen im Stadion auch nicht ausgehalten:

Links


Der folgende Text des Block-West wurde von dem Spiel vor dem Stadion verteilt: Rapidler, der große SK Rapid leidet und das ganze Land ergötzt sich daran. Egal ob Kontrahenten aus der Bundesliga oder die sensationsgeilen Medien – alle warten wie die Geier auf den nächsten Fehltritt in Grün-Weiß. Man könnte die Tatsache, dass der SCR anscheinend nicht nur für uns, sondern auch für den Rest des Landes den Lebensmittelpunkt bildet, durchaus als schmeichelhaft empfinden, jedoch würde wohl jeder von uns gerne darauf verzichten. Bedauerlicherweise passiert in Hütteldorf zurzeit nicht viel, das zur Verbesserung der Situation beitragen könnte. Um den momentanen Zustand ein wenig besser analysieren zu können, müssen wir die Uhr um ein paar Jahre zurückdrehen. Nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Saison 2007/2008 konnten diverse Missstände im Verein vorerst kaschiert werden. Im Jahr 2011 folgte schlussendlich die große Ernüchterung. Wir hatten den Absprung verpasst und mussten uns eingestehen, dass die Vereinsführung nicht genug getan hatte, um den Klub auf stabilen Beinen zu halten. Das Ergebnis war ein 5. Platz in der Tabelle und der Platzsturm, welcher aus der großen Unzufriedenheit in der Rapid-Familie resultierte. In der Folgesaison blieben wir zwar bis zum Ende an Red Bull dran, doch nur ein Jahr später mussten wir uns weit abgeschlagen mit dem dritten Platz zufriedengeben, während der Feind aus Favoriten den, schon damals für unschlagbar gehaltenen, Bullen den Titel entreißen konnte. Nach der Mitgliederversammlung im November 2013 sollte sich jedoch alles ändern. Mit Michael Krammer als Präsident und Christoph Peschek als sein Vize wehte endlich wieder ein frischer Wind in Hütteldorf. Die Forderung nach Veränderung war nicht mehr zu überhören und so blieb den führenden Köpfen keine andere Wahl, als etwas zu unternehmen. Im Jänner 2014 erfolgte die Bestellung des neuen Sportdirektors Andreas Müller. Nur wenige Monate später wurde in Hollywood-Manier das neue Stadionprojekt präsentiert. Auch das Drehbuch war bereits geschrieben. Die Übergangsphase im Prater Oval sollte mit gebündelten Kräften aller Rapidler übertaucht werden, um dann in die grüne Hölle einzuziehen, welche uns von alleine zum Meistertitel tragen würde. Das damals ausgesprochene Ziel der Top 50 in Europa könnte nach heutigem Stand übrigens einer Satire entstammen. Es hat schon fast einen großen Hauch von Ironie, wenn man bedenkt, dass gerade in den beiden „Happel-Saisonen“, hinter den immer stärkeren Bullen, jeweils die Vize-Meisterschaft errungen werden konnte. Seit der Rückkehr nach Hütteldorf befindet sich unser Verein nämlich in einem sportlichen Chaos. Während der wirtschaftliche Sektor zweifelsohne seine Hausaufgaben erledigt und der Kontostand steigt, müssen wir dabei zusehen, wie die, im neuen Weststadion sehr forcierten, Rapid-Tugenden „GEMEINSAM, KÄMPFEN, SIEGEN“ immer mehr verloren gehen. Mit Fredy Bickel als Sportdirektor haben wir zumindest positive Ansätze, jedoch reicht das Cup-Finale 2017 nicht aus, um die grün-weiße Seele zu beruhigen. Die einfachste Lösung in Form eines Trainerwechsels hat in den letzten zwei Jahren keine Früchte getragen. Nach Zoki, Büskens und Canadi ist nun Gogo an der Reihe. Letzterer bekommt momentan den gesamten Frust aller Rapidler zu spüren. Auch wir als aktive Fanszene sind der Meinung, dass Djuricin nicht der richtige Mann ist, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Dabei sprechen wir ihm gar nicht ab, dass er sein Bestes gibt. Wenn das Beste jedoch nicht gut genug ist, um Rapid zur alten Stärke zurückzuführen, dann ist seine Zeit als Trainer abgelaufen. Bei „GOGO RAUS“ von einer Hetzjagd zu sprechen, ist also schlicht und einfach nicht richtig, wobei dieser Brief eben auch dazu dienen soll, die Gedanken hinter den, im Stadion möglicherweise plump klingenden, Sprechchören zu erörtern. Die momentane Krise nur dem Chefcoach in die Schuhe zu schieben wäre jedoch zu kurzsichtig und einfach, zumal diese nicht erst seit einigen Monaten andauert. Aus diesem Grund müssen wir versuchen, die Gründe ebenfalls woanders zu finden. Unser Verein weist mittlerweile einen großen Betreuerstab auf, dessen Aufgabe es ist, die Spieler optimal auf die 90 Minuten vorzubereiten. In diesem Fall muss man jedoch sagen, dass unser Tormanntrainer Helge Payer anscheinend als einziger im Stande ist, seine Burschen dazu zu bringen, die Theorie aus dem Training auf dem Feld in die Praxis umzusetzen. Bezüglich des restlichen Staffs sei gesagt, dass man sich wohl in jedem anderen leistungsorientierten Job als Mitarbeiter mit personeller Verantwortung bei dieser Performance die Frage „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ gefallen lassen müsste. Weiters begleitet uns seit vielen Jahren das leidige Thema der Jugendarbeit. Ein Punkt, in dem uns heimische Mitbewerber, mit einem weitaus kleineren Budget, hinter sich lassen. Der SK Rapid muss für junge Kicker wieder eine attraktive Adresse mit guten Entwicklungschancen werden. Nur so kann der Klub langfristig gestärkt werden und in einigen Jahren von großen Talenten zehren. Hierfür braucht es natürlich eine Jugendakademie mit professioneller Infrastruktur, welche sich bedauerlicherweise beim österreichischen Rekordmeister seit einer gefühlten Ewigkeit in Planung befindet. Natürlich darf bei einer Ursachenforschung die Mannschaft nicht außen vor gelassen werden. Sie ist es, die zu guter Letzt mit grenzenloser Motivation, Kampfgeist und Siegeswille am Platz glänzen muss. Leider vermitteln unsere Spieler jedoch, mit einigen Ausnahmen, seit mehreren Jahren das Gefühl, als wäre ihnen der Verein nicht wichtig genug, um alles Erdenkliche in Erfolge mit eben diesem zu investieren. Man könnte jetzt durchaus überlegen ob es vielleicht „nur“ ein allgemeines Problem der heutigen Spielergeneration ist, die z. B. nach Niederlagen lieber damit beschäftigt ist, mit gestylten Frisuren in Smartphone-Kameras zu grinsen, anstatt sich die Haare zu raufen. Fakt ist, dass so eine lockere wie auch respektlose Einstellung bei Rapid keinen Platz haben darf und jeder einzelne im Kader sich über seine große Verantwortung dem Wappen gegenüber bewusst sein muss. Somit wären wir auch schon bei der Selbstreflexion angekommen. Wir, als aktive Fanszene, wissen natürlich, dass unsere Taten nicht immer zur Entschärfung von Krisen beitragen, zumal das Land Österreich über ein Menge Journalisten verfügt, die unter dem Deckmantel ,,freier Journalismus“ schwere Denunziation betreiben und es schaffen, aus jedem Thema eine riesige Schlagzeile zu machen, der seitens der breiten Bevölkerung auch Glauben geschenkt wird. Ein Entern des Spielfeldes nach dem Derby stellt selbstverständlich ein gefundenes Fressen dar und eine sachliche Kritik an der Sinnhaftigkeit dieser Aktion ist nachvollziehbar. Der Vorfall ist jedoch nur eine von vielen Alarmglocken, die verdeutlichen sollten, dass die Allgemeinsituation bei unserem geliebten SCR nicht mehr tragbar ist. Der SK RAPID WIEN verfügt über eine Fangemeinde von rund einer Million Menschen. Davon gibt es einen Bruchteil, für den der grün-weiße Mythos das Dasein bestimmt. Eine erfolglose Rapid raubt diesen Grün-Weißen viel Lebensenergie. Der Zeit des Leidens muss also endlich ein Ende gesetzt werden. Als Zeichen des Protests wird der Block West heute bis zur 15. Spielminute schweigen. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, jedoch haben wir das Ende unseres Geduldfadens erreicht. Wir wollen und können nicht wie gewohnt weitermachen. Hiermit hoffen wir, dass der Weckruf von allen Verantwortlichen ernst genommen wird und fordern gleichzeitig alle Rapidler am Platz, auf der Bank, in der Röhre sowie in der Kurve dazu auf, ihren Teil zu einer glorreichen Zukunft unserer größten Liebe beizutragen!

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