Keine Karten für Auswärtsfans

Wanderer kommst Du nach England, sagen wir in die dritte Liga, dann ist es ganz selbstverständlich, dass Du Deine Karten online bestellen kannst, diese Dir am Spieltag ausgehändigt werden, auch wenn Du aus dem Ausland kommst. Fußballreisen nach England oder Deutschland sind kein Problem.
Probiere das nicht in Österreich, denn da musst Du in der höchsten Spielklasse, der tipico Bundesliga, persönlich oder durch Sekundanten vertreten zu den Öffnungszeiten beim örtlichen Verein erscheinen und dort die Karte kaufen, wobei aber nicht sicher ist, ob Du überhaupt noch welche bekommst, denn heute, 14 Tage vor dem Spiel Hartberg-Rapid, sind laut E-Mail-Auskunft nur mehr 100 Karten verfügbar.

Keine Karten für Auswärtsfans

Die Webseite meldet „Keine Veranstaltungen verfügbar“, offenbar ist das Ticket-System noch nicht online, geplant dürfte es ja sein. Die E-Mail-Antwort: Der moderne Fan ist mobil aber so mobil, dass er zu Büroöffnungszeiten nach Hartberg fährt, um vielleicht eine von 100 Restkarten zu bekommen, das ist doch ein bisschen zu viel des CO2-Ausstoßes. Es wäre viel ökonomischer, wenn die Hartberger ein kleines Längsseitenkontingent nach Hütteldorf senden, statt dass 100 Wiener dieselbe Strecke nach Hartberg zurücklegen. Ich dachte, dass Mattersburg und der LASK ein Tiefpunkt des Kundendienstes darstellen, aber es geht noch tiefer, Hartberg zeigt es vor. Während man sich bei Mattersburg die Karten noch zusenden lassen kann, ist das in Hartberg nicht möglich. Der LASK ist ein eigenes Kapitel, dort gäbe es zwar ein Online-Bestellsystem aber das wird aus taktischen Gründen erst aktiviert, wenn alle Plätze ausverkauft sind. Gut, den Hartbergern kann es egal sein, weil das Stadion ist ja voll, und es ist für die dortige Heimmannschaft gut, wenn die Haupttribünen den Einheimischen vorbehalten bleiben. Ganz ähnlich funktioniert das in Pasching, auch dort gibt es nur den Vor-Ort-Verkauf. Aber in Mattersburg ist das halbe Stadion leer und trotzdem wird nichts unternommen, um den Kartenverkauf wenigstens zu erleichtern. Aber Fußball ist für die Zuschauer da, weil diese direkt oder indirekt die Geldgeber sind. Und daher ist ein Kartenverkauf wie bei Kleinstvereinen in der Bundesliga abzulehnen.

Fansektor

Dass die Gastmannschaft Karten für den Fansektor bekommt, ist kein ausreichendes Angebot. Im Fansketor herrschen Regeln, die dem herkömmlichen Verständnis einer persönlichen Freizügigkeit widersprechen (Fotografierverbot, Hüpfzwang, Sichtbehinderungen, Rauchbelästigung) und daher lehne ich es ab, eine Karte für diesen Sektor zu kaufen. An dieser Stelle könnte man anmerken, dass jeder Gastverein auch ein Kartenkontingent auf einer anderen Tribüne zugeschickt bekommen sollte, wenn eben nur ein lokaler Verkauf möglich ist.

Alles für den Fußball, nichts für die Fans

Dafür hat man in Mattersburg eine prächtige Akademie, mit deren Hilfe es möglich ist, auch viel größere Klubs zu konkurrenzieren, weil die Fans ja bekanntermaßen nicht Fußball spielen, eine gute Akademie aber schon. Diese Mattersburger Akademie ist kofinanziert vom Land, vom burgenländischen Fußballverband und von der Gemeinde Mattersburg. (Link) In welchen Teilen diese Finanzierung erfolgt ist und ob der SV Mattersburg auch mitzahlt, kann man dem Text auf der Webseite nicht entnehmen. Warum eigentlich nicht? Es wäre eine schönes Beispiel für Rapid, um der Gemeinde Wien, die im blöderweise auch gleichzeitig das Land ist und dem Wiener Fußballverband zu zeigen, wie das anderswo finanziert wird.

Fußball ist öffentlich

Ein Fußballspiel ist eine öffentliche Veranstaltung, zu der jeder mit zeitgemäßen Mitteln Zugang haben muss. Mehr noch, die Finanzierung von Fußballvereinen ist vielschichtig und die Öffentlichkeit ist daran ebenfalls beteiligt (siehe zum Beispiel die Finanzierung der obigen Akademie). Und daher steht den Zuschauern ein frei zugänglicher Verkauf der Karten zu; es ist kein ausschließliches Privatvergnügen des Vereins, die Öffentlichkeit hat mitgezahlt und will auch zeitgemäßen Zugang zu den Karten haben. Es gibt Ticket-Dienste wie OeTicket, die den Verkauf abwickeln, wenn der Verein dazu technisch nicht in der Lage ist. Ein solches Verkaufssystem ist nach meiner Ansicht eine Voraussetzung, wenn sich jemand als Bundesligist bewirbt, genau so wie es eine überdachte Tribüne ist. Und das ist kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch. Und einfordern kann das offenbar nur die Bundesliga, aber in diesem Gremium dürften die „Dorfklubs“ noch die Mehrheit haben.
Kaum ist man bei einem Spiel nicht dabei, hat man auch schon etwas übersehen, denn der SV-Mattersburg hat sich einen Online-Ticket-Shop angelacht und ich habe das nicht bemerkt, weil ich beim Cup-Spiel nicht dabei sein konnte. Allerdings hat es nicht zu einer Integration in die Homepage gereicht, der Shop ist eine „Anzeige“ rechts neben der Inhaltsseite. Aus dem Inhaltsverzeichnis gibt es keinen Link zum Shop. Es ist übrigens derselbe Shop, den auch die Hartberger verwenden. Und er ist derzeit genauso zugeknöpft wie dieser:

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