Austria-Rapid

0:3 (0:2)

So klar wie schließlich das Ergebnis, war unsere Zuversicht vor dem Spiel nicht. Wir saßen etwa auf der Höhe des 16ers auf der Sindelar-Tribüne. Alles roch ein bisschen violett. Mit einem Glühwein verkürzten wir uns die Wartezeit zum Spielbeginn. Die Auslosung des Cup-Halbfinales war für das Publikum nicht gut vorbereitet. Man hat nicht mitbekommen, wer eigentlich diese Auslosung vorgenommen hat. Und mit dem Los begann für die Veilchen der Tag nicht gut und er sollte noch schlechter für sie enden. Andy Müller hat seine Verpflichtung beim Fernsehinterview erledigt: WP_20160214_16_24_41_Pro[1] Für die durchwegs violetten Zuschauer rund um uns war es natürlich reines Glück und Bevorzugung durch den Schiedsrichter; uns wieder schienen die vielen Umfaller von Kayode mehr Täuschungsmanöver zu sein, was auch der Schiedsrichter mehrheitlich so gesehen hat. Dass Thomas Murg nach diesem herrlichen Lochpass von Steffen Hofmann nach der Zeitlupe um eine Fußbreit im Abseits gestanden ist, das kann durchaus im Rahmen der dem Linienrichter zugestandenen Toleranz „im Zweifel für den Angreifer“ gewertet werden. Der Elfer wurde auch vom Tormann der Austria, Osman Hadžikić im Interview nicht in Zweifel gestellt. Da die Austria nach der Pause nicht den Anschlusstreffer geschafft hat, flachte das Spiel etwas ab und aus einer der zahlreichen Konterchancen für Rapid entstand das 3:0 durch den frei heranbrausenden Matej Jelić nach Vorlage von Philipp Schobesberger. In der Verteidigunsschlacht der zweiten Hälfte konnte sich auch Mario Sonnleitner auszeichnen, als er den Ball in einer kritischen Eckball-Szene auf der Linie wegköpfeln konnte. Zu einer kuriosen Freistoßgelegenheit für die Austria kam es. als Schiedsrichter Harkam auf Freistoß innerhalb des Strafraums gegen Rapid entschieden hat, offenbar, weil Richard Strebinger den Ball zu lang gehalten hat. Warum ist also das Derby so klar für Rapid ausgegangen? Was genau war besser? Rapid war zu einer Wiedergutmachung nach dem blamablen Cup-Out aufgerufen. Noch am Samstag trainierte man unter Ausschluss der Öffentlichkeit und bereitete sich offenbar akribisch auf diese Aufgabe vor. Während das Spiel der Austria auf die schnellen Spitzen Kayode und Venuto ausgerichtet war, erschien Rapid als geschlossenes Kollektiv, bei dem das sichere Kombinationsspiel zu einem Torerfolg führt, durch wen auch immer. Dass gerade Thomas Murg in seinem ersten vollen Einsatz auch das erste Tor gegen seinen Ex-Verein schießt, ist natürlich emotional kaum zu toppen. Thomas fühle sich während seiner Zeit bei der Austria (2012-2014) bei den Einsätzen benachteiligt. Wir sollten aber bedenken, dass alle diese jungen Spieler eine enorme Entwicklung durchmachen und er bei der Austria diese heutige Reife noch nicht hatte.  Jedenfalls ist sein Transfer ein großes Plus in den Aktivitäten unseres Sportdirektors. Seit dem medialen Ausraster von Franz Wohlfahrt auf eine eher harmlose Frage von Rainer Pariasek halte ich die Ohren offen, wenn die Sportdirektoren etwas von sich geben. Ich schätze die rationale und auch sparsame Art unseres Andy Muller sehr. Das wird sich längerfristig im Vergleich zu unseren violetten Freunden sicher zu unseren Gunsten auswirken, wenn nicht schon das aktuelle Derby eine dieser Auswirkungen ist. aktuell Diese Tabelle zeigt eine Einsatzstatistik der laufenden Saison. Der Führende in der Torschützenliste ist Florian Kainz mit 5 Treffern und danach folgen Steffen Hofmann, Philipp Schobesberger, Stefan Schwab und Stefan Stangl mit je 4 Treffern sowie Deni Alar, Robert Beric und Philipp Prosenik mit je drei Treffern. Die beste Torquote hat übrigens Thomas Murg mit 1.03 Toren pro Spiel aber das wäre eine typische Fehlinterpretation solcher Tabellen, die dadurch zustande kommt, dass die Beobachtungszeit einfach zu kurz ist. (Thomas war nicht ganze 90 Minuten im Spiel und hat ein Tor geschossen.)

Choreografie

WP_20160214_16_32_42_Pro[1] Die grün-weißen Krieger zeigten sich wieder von ihrer flammenden Seite. Offenbar alles angemeldet, denn der Stadionsprecher hat sich nicht besonders beschwert. WP_20160214_16_27_47_Pro[1] Dass hier am Fußballplatz ein rauer Ton herrscht, das bekommt man zu Hause am Fernseher nicht so mit. Die beiden Fangruppen schenken sich nichts. Warum man aber bei den Austria-Fans noch immer nicht auf NS-Bezüge verzichten kann, ist mir ein Rätsel. Das Wienerische ist ja nicht gerade arm an geeigneten Wortschöpfungen, die man in diesem Zusammenhang verwenden könnte. Es ist jetzt schon viele Jahre her, dass ich das in einem Mail-Verkehr dem damaligen Fanbeauftragten mitgeteilt habe und diesem die Problematik bewusst war und er versprochen hat, sich diesem Thema anzunehmen. In diesen Jahren hat man sich bei der Austria vom damaligen Fanbetreuer und auch von gewissen Fangruppen getrennt, allein der Geist bleibt. Dass es das Publikum nicht stört, wenn da gerufen wird „Rapid verrecke“, na gut, der Schulunterricht ist schon lange her; dass aber die Vereinsführung sich damit abfindet ohne sich einzumischen, das verstehe ich nicht. Ich glaube mich nicht verhört zu haben, dass der Rapid-Fanblock mit dem Ruf „Rapid“ begonnen hat und der Austria-Fanblock mit „verrecke“ geantwortet hat. Eine seltene Einigkeit. Beim Lernpotential ist bei beiden Gruppierungen „Luft nach oben“. Es muss ja nicht immer so bleiben, dass am Fußballplatz nach unten nivelliert wird. Eine wichtige Aufgabe für die Fanverantwortlichen der Vereine. Die Dame neben mir meinte, die Rapidler sollen doch in Hütteldorf bleiben, man könne mit so einem Gesindel ja nicht spielen. Das Problem der Dame und auch der Sprechchöre: dann gibt es kein Spiel. Die Vernichtung des jeweiligen Gegners ist gut, wenn man das aktuelle Spiel meint, aber schlecht, wenn man es allgemein meint, denn dann fehlte ja das Wichtigste am Fußballspiel: der Gegner. Mein Rat an die Sprechchöre: man sollte sich bei diesen Slogans auf die eigenen Stärken beschränken und den Gegner mit seinem Unglück allein lassen, der hat bis zur Revanche ohnehin genug zu tun.

Erinnerungen

Heute war das letzte Spiel auf diesem Platz wie wir ihn heute kennen. Für mehr als zwei Jahre werden wir unsere Auswärtsspiele gegen die Austria im Happel-Stadion bestreiten. Daher zeige ich Euch noch ein Erinnerungsfoto aus der der Frühzeit dieses Platzes aus dem Jahr 1962. Damals hieß der Platz noch „Tschechisches-Herz-Platz“ (Hřiště České Srdce). 1962-05-026 Die Veranstaltung war das letzte große internationale Schauturnen der Wiener Tschechen auf eigenem Platz. Danach wurde der Platz verkauft und die Tschechen mieteten sich je nach Bedarf in anderen Stadien ein, zum Beispiel 1982 im Hanappi-Stadion. Ich selbst war damals als 14jähriger auch auf der Tribüne. Mein Vater war der Fotograf. Diese persönliche Nähe zu dem Areal war auch der Grund, warum ich mit dem dem 12jährigen Florian die ersten Besuche auf diesem Platz absolvierte. Aber Kinder lernen bekanntlich schnell und es kam bald der Tag, dass Florian sein Interesse den Hütteldorfern zuwandte. Zwar erzählt Erwin Gruber, der Stadionsprecher immer etwas vom „gepflegten Fußball“, der in Favoriten gespielt würde, aber nach dem heutigen Spiel sollte er das eher aus der Ansage heraus nehmen. Wer Gemeinschaft sucht, ist in Hütteldorf sicher besser aufgehoben. Exakt so wie im Bild oben präsentierte sich das Horr-Stadion auch bei seiner Eröffnung am 16. August 1973, als die Austria, der neue Mieter des Areals, gegen die Vienna vor 11.000 Zuschauern 4:1 gewann. Bericht und Bild.

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