Valencia-Rapid

0:6 (0:5)

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Lospech

Es begann mit dem Los „Valencia“. Es war ein unglückliches Los. Kaum hatten wir die Hürde des einen spanischen Klubs, Villarreal, überwunden, kam auch schon der zweite, der ebenso gut ein Finalgegner hätte sein können. Das Leben und der Fußball sind kein Wunschkonzert. Alle wären uns willkommen gewesen, nur nicht Valencia. Und es wurde Valencia. Trotzdem wurde das Projekt Valencia mit großem Elan angegangen und die Zuversicht war groß.

Fußball ist ein Lernprozess

Die „Meldung“ eines Sitznachbarn, der Spruch des Tages: „Und ich hab schon drei Karten für das Rückspiel gekauft. Egal, das Kind muss da durch.“ Er hat zum Ausdruck gebracht, was mir bei allen diesen Situationen in den Sinn kommt: Fußball ist ein lebenslanger Lernprozess. Und man lernt gerade bei Niederlagen am meisten. Viele andere haben diesen Lernprozess noch nicht ganz geschafft, weil sie schon beim 0:4 ihren Sitzplatz verlassen haben.

Mestalla ist kein guter Boden

Schon 1963 schied Rapid gegen Valencia im Messe-Cup im Mestalla aus. Viel knapper (1:3 und 3:0) und Rudi Flögel erzählte, dass man damals viel aus dieser Niederlage gelernt hätte. Das konnten wir heute doch deutlich verbessern: wir haben mehr gelernt als uns lieb war. Dann folgte wieder im Mestalla die 0:9-Niederlage der Nationalmannschaft 1999, bei der Toni Pfeffer zur Pause beim Stand von 0:5 gemeint hat, man würde die Partie nicht mehr hoch gewinnen. Und heute hat sich Rapid in der zweiten Hälfte ein bisschen besser gehalten als seinerzeit die Nationalmannschaft, wohl auch, weil Valencia einen Gang zurückgeschaltet hat. Ich kann gar nicht sagen, dass Rapid irgendwie schlecht gespielt hätte aber die Spielzüge der Spanier waren uns einfach eine Nummer zu schnell vorgetragen und die Verteidigung war den schnellen Angriffen nicht gewachsen.

Schuld ist die Austria

Natürlich spielte Rapid und Rapid hat verloren. Aber mit Rapid haben auch die Gegner verloren, die Rapid zu Rapid machen. Zum Beispiel die Austria im Derby. Nach diesem 3:0-Derby-Sieg ging Rapid voll Selbstvertrauen in das Valencia-Spiel. Zu Unrecht, denn Valencia ist ein anderes Kaliber. Gegen Villarreal hat Rapid die starke Anfangsphase des Gegners überstanden und hat auch die erste Hälfte bravourös zu Ende gespielt. Das ist gegen Valencia leider nicht gelungen. Der frühe Führungstreffer erleichterte den Spaniern das Spiel bedeutend.

Das Mestalla

Im Bild eine Nachtansicht des Mestalla. Links oben der helle Fleck ist auch noch eine Tribüne in luftiger Höhe. IMG_5670[1] Vor dem Spiel, vor dem Stadion vlnr: ?, Andy, Florian, Pepi, Peter, Josef. IMG_5616[1] Unsere Sitzplätze befanden sich rund um die 20. Reihe im unteren Rang der Haupttribüne. Diese Reihen waren unterhalb des darüber befindlichen oberen Rangs, sodass man nur eine eingeschränkte Sicht auf das Stadion hatte. Etwa sahen wir den Auswärtssektor von unseren Sitzen her nicht. Und wir hörten ihn auch nicht. Und das war außergewöhnlich, denn bei den bisherigen Auswärtsfahrten glänzte der Rapid–Fanblock mit seiner großer Lautstärke. Der Grund war einerseits, dass es kein Dach gibt, sich also der Schall nicht gebündelt wird. Aber wir erfuhren nach dem Spiel, dass etwa ein Viertel der Auswärtsfahrer gar nicht im Stadion war,  weil sie aus Protest, dass sie die Transparente nicht mitnehmen durften, vor den Toren geblieben sind. Natürlich kann man auf den Eintrittskarten nicht die ganze Stadionordnung abdrucken aber es steht dort explizit zu lesen, dass man keine xenophoben Transparente mitnehmen darf. Was das aber mit einem „Ultras“-Transparent zu tun hat, ist einem Laien unklar. Die Reaktion, draußen zu bleiben, hat etwas mit dem unbeugsamen Indianer, dem Logo der Ultras zu tun, erinnert aber auch ein bisschen an ein trotziges Kind, das den im Leben oft sehr nützlichen Pragmatismus noch nicht mitbekommen hat.

Die Stimmung in spanischen Stadien

Zwischen der allgemeinen Fuballbegeisterung in den Medien und der Stimmung im Stadion besteht ein gewisser Widerspruch. Was wir zum Beispiel vor einem Bundesligaspiel zu Spielbeginn durch die sehr kameradschaftliche Ansprache von Andy Marek erleben, ist in Spanien völlig unbekannt. Es wir lediglich die Mannschaftsaufstellung bekannt gegeben und sonst nichts. Der Tormann der Heimmanschaft kommt aufs Spielfeld; keine Reaktion des Publikums. Das Spiel geht zu Ende, nach einem doch deutlichen Sieg nach einer langen erfolglosen Zeit. Aber die Heimmannschaft geht keinen Schritt zum Fanblock, sondern geht einfach in die Kabine. Während des Spiels gibt es vom heimischen Fanblock doch einigen Support, jedenfalls viel mehr als damals in Villarreal. Es gab auch keine Stadionzeitung.

Das liebe Geld

Dass Rapid einmal in die Situation käme, ein Team halten zu können, das 282 Millionen Euro wert ist, also den 10-fachen Wert des heutigen Rapid-Kaders hat, wird nie passieren.  Vielmehr werden wir immer wieder bei den internationalen Gehversuchen in eine Begegnung geraten, für die unser Kader einfach nicht vorbereitet ist. Manchmal können wir in einer solchen Begegnung gut abschneiden, wie zum Beispiel gegen Villarreal, in der Regel aber nicht.

Links

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