LASK-Rapid

2:1 (2:0), Gishamer, 17.600

Man hatte als Zuschauer das Gefühl, als würde Rapid vorgeführt, und es war ein Glück, dass es zur Pause nur 2:0 stand. Über das Spiel selbst gibt es genug Berichte:

Rapid hat in der Transferzeit eine halbe Mannschaft geholt, und viele neue Spieler wurden auch bei diesem Spiel gegen den LASK eingesetzt. Die Spieler sind OK, doch sie haben sehr wenig gemeinsame Spielerfahrung, und das Spiel von Rapid wirkte auch etwas unstrukturiert.

Nun hatte auch der LASK viele Neuerwerbungen zu integrieren, aber diese Spieler fügen sich um einen Kern erfahrener und gut aufeinander abgestimmter Spieler ein.

Erfahrung

Kalkulieren wir, wie lange die Spieler der Startaufstellung von LASK und Rapid bei ihrem Verein spielen.

Rapid0,5 Jahre
LASK2,3 Jahre
Excel.Tabelle

Spieler wie Goiginger, Michorl, Renner, Balic, Schlager spielen mehr als 2 Jahre zusammen, Michorl ist sogar seit 7 Jahren Teil der Mannschaft. In der Mannschaft von Rapid sind nur Hedl, Grüll und Auer mehr als ein Jahr im Team, alle anderen sind Neulinge.

Neue Spieler in einen Kern von gut harmonierenden Spielern zu integrieren, das funktioniert. Dieses Mehr an Erfahrung des LASK konnte man in jeder Phase der ersten Spielhälfte des Spiels erkennen. Den Rapidlern fehlte der Plan zum konstruktiven Spiel, der LASK zeigte, was gegenseitiges „blindes“ Verständnis in einer Mannschaft ausmacht.

Bleibt die Frage, wie es dem LASK gelingt, trotz vieler Abgänge den harten Kern der Mannschaft zu halten – Liebe zum Verein allein wird’s ja wohl nicht sein. Und Rapidler fragen sich, wie denn der LASK das macht, wo man doch weiß, dass nicht der LASK, sondern Rapid über das zweithöchste Budget in der Liga verfügt.

Erklärungsversuch

Rapid hatte es nicht leicht in den Corona-Jahren. Anders als die kleineren Vereine musste Rapid einen Großbetrieb mit mehr als 200 Beschäftigten über die Krise bringen, der Handlungsspielraum für den Sportdirektor war sehr gering. Nur ablösefreie Spieler konnten in den vorigen Saisonen geholt werden. Die Jugend wurde integriert, wo immer es ging. Diese Linie war es denn auch wahrscheinlich, die den Abgang von Didi Kühbauer zur Folge hatte.

Die Rolle Rapids als Sprungbrett in die große Fußballwelt mussten wir mit dem Abgang von Kara und Fountas leidvoll erfahren; ein Sprungbrett, gut für die Spieler aber mit Nebenwirkungen für den Verein.

Die Buchhaltung kann auch in den Krisenjahren positiv bilanzieren, der Preis ist, dass Gehälter und Transfers eben geringer ausfallen als bei Vereinen, die keine so große Belastung eines laufenden Großbetriebs haben.

Es kann also durchaus sein, dass der LASK seine Stammspieler mit höheren Gehältern halten kann, weil nur ein vergleichsweise kleiner Overhead durch die Krise gebracht werden musste.

Gehälter

Gleich zwei Ex-Rapidler bot der LASK mit Stojkovic und Potzmann auf. Der Wechsel innerhalb der Liga deutet darauf hin, dass diese beiden keine Karriere im Ausland anpeilen. Über ihre eigentlichen Motive kann man nur spekulieren, Geld spielte dabei möglicherweise eine nicht unwesentliche Rolle.

Auch die Gehälter neuer Verträge mussten bei Rapid in diesen schweren Zeiten wohl möglichst niedrig gehalten werden, womit eine Abwanderung zu einem Besserzahler eine logische Folge war.

Unterschätzter Gegner

Dass man Rapid mit einer sehr unerfahrenen Mannschaft gegen einen LASK in Top-Verfassung besiegen könnte, ist eine ziemliche Unterschätzung der gegnerischen Spielstärke.

Im Nachhinein…

… sind alle gescheiter – hoffentlich. Der Spieler, wenn er einen folgenschweren Fehler macht, der Trainer, wenn er sieht, dass die Aufstellung doch nicht optimal ist, der Sportdirektor, wenn sein Einkauf nicht das Gelbe vom Ei war, der Präsident, wenn er erkennen muss, dass eine Personalentscheidung hätte besser getroffen werden können.

Aber auch der Zuschauer sitzt in dieser „Im Nachhinein“-Falle. Er erlebt einen Film, dessen Handlung er oft lautstark kritisiert. Aber das Drehbuch des Films schreiben Spieler in einem extrem schnell ablaufenden Stehgreifstück einige Augenblicke bevor es der Zuschauer erlebt. Wenn sie eine Entscheidung treffen und danach auch ausführen, wissen sie noch nicht, welche weiteren Folgen die Entscheidung haben wird. Und wenn der Ball nicht beim gewünschten Ziel landet, ja, dann wissen sie es auch und haben Erfahrung gesammelt. Aber vorher, unter dem gegebenen Druck und der andersartigen Übersicht als wir Zuschauer sie haben, hatten sie noch einen anderen Eindruck.