Geld spielt Fußball

Wir glauben zu wissen: „Geld spielt nicht Fußball“.

Ja, aber nur in einem konkreten Spiel, und im konkreten Wortsinn (und weil es eine Ideologie ist) aber statistisch spielt Geld natürlich Fußball. Wir müssen nur die Mannschaften nach ihrem Budget auffädeln. In Österreich ergibt der Zieleinlauf exakt die Reihenfolge des Vereinsbudgets und gesamteuropäisch ist das genau so.

Dort, wo Geld ist, dort ist auch großer Fußball (Ferenz Puskás), in England, Spanien, Deutschland.

Ohne Geld kann ein David einmal gegen Goliath gewinnen – und wir freuen uns darüber bei jeder Lektüre von Asterix, dem Gallier. Und wir freuen uns über jeden dieser glorreichen Siege gegen einen Goliath.

So, wie Red Bull gegenüber RAPID über einen unverschämten Startvorteil verfügt, tut das RAPID gegenüber den kleineren Klubs genau so. In Österreich sind wir ein Platzhirsch, international haben wir die Rolle des David.

Ein Beichler oder Jantscher hätte auch im grün-weißen Dress gute Figur gemacht aber ein Mitbieten am Transfermarkt ist für RAPID praktisch unmöglich. Wir können froh sein, dass RAPID den Forderungen des Bosko-Managers nicht nachgegeben hat, weil das Budget sich bereits jetzt in Höhen befindet, wo es gilt „Straucheln verboten“. Eine verpatzte Saison und wir schwimmen und kämpfen wieder mit „negativem Vereinskapital“.

Wenn wir als David gewinnen wollen, dann brauchen wir unorthodoxe Methoden, Partizanen als Kämpfer, die den Namen „Rapid“ als Sprungbrett benutzen. Das sind unsere „Millionen“, das ist unser Credo.

Aber Geld spielt natürlich Fußball – und wie.

Und es gilt natürlich auch: man kann nur dann besser sein, wenn man bessere Gegner hat. Eine Mannschaft in einer stärkeren Liga hat automatisch einen höheren Punktestand im UEFA-Ranking, weil es an den Punkten der anderen Klubs beteiligt ist. Wenn wir gegen RB gewinnen, dann haben wir einen starken Gegner besiegt, einen der in der UEFA-Wertung vor uns liegt. Und das steigert unsere eigene Qualität.

Ja, Mateschitz verbessert unsere fußballerische Qualität, da er in unserer Liga einen starken Gegner (mit viel Geld wie eine Luftburg) am Leben hält. Auch, wenn diese Art, den Fußball zu missbrauchen nicht unser Ideal ist, ist es ja doch eine Genugtuung, wenn wir gegen RB am 1. August gewinnen. Wäre RB ein schwacher Gegner, wen würde dann ein solcher Sieg interessieren?

Man muss tatsächlich unterscheiden zwischen dem Feindbild einer Kommerztruppe am Spielfeld und dem Innovationsschub, den dessen Eigentümer durch das Investment der Bundesliga verleiht.

RB überlässt zum Beispiel den Sponsorentopf und auch den zweiten Teil der Fernsehgelder zur Gänze den restlichen Vereinen. Jede kapitalintensive Verbesserung wie zum Beispiel Spielerwerbungen, Rasenexperimente bei RB zwingt alle Vereine, die mithalten wollen, zu kreativen Lösungen. Dadurch steigt das Niveau der Liga, sofern sich nicht ein allzu großer Abstand zwischen RB und dem Rest der Welt einstellt. Dass wir voriges Jahr in die Gruppenphase der Europa-League gekommen sind, verdanken wir daher (möglicherweise) zu einem Teil den Mateschitz-Millionen.

Dass RAPID durch das Investment von Mateschitz weniger Erfolge feiert, ist klar.

Das hat aber nichts damit zu tun, dass sich das Spielniveau erhöht, denn immerhin muss sich RAPID mit RB gegen eine Mannschaft bewähren, die aus dem Vollen schöpft.

Der Kauf eines österreichischen Spielers durch RB ist zunächst eine Schwächung des jeweils anderen Clubs aber immerhin bleibt dieser Spieler in der Liga und ist nicht im Ausland, daher bleibt die Spielstärke der Liga erhalten. Und die Grazer waren schon im Vorjahr überraschend gut (und nach meiner Ansicht besser als RAPID) in der Lage, schwerwiegende Abgänge durch eigenen Nachwuchs zu ersetzen. Wären daher Beichler und Jantscher bei Graz geblieben, hätten sie diesem nachrückenden Nachwuchs den Platz verstellt.

Eine Kleinigkeit: ohne RB wäre St. Hanappi vier Mail ausverkauft (Austria, Sturm). Mit RB ist es eben sechs Mal.

Und ja, es stimmt, wenn RB Leipzig einmal in die Nähe des deutschen Bundesliga-Niveaus aufrückt, kann es durchaus passieren, dass dann RB Salzburg weniger Geld sehen wird; aber das wird noch mindestens drei Jahre dauern und hängt sicher auch davon ab, wie erfolgreich sich RB Salzbug in den europäischen Ligen schlägt, denn es ist trotz großer Geldmengen nicht so einfach, eine Mannschaft in Deutschland in die europäischen Startplätze zu bekommen, wie man an Hoffenheim sieht.

Was mich an der österreichischen Liga stört, ist, dass man seitens der Bundesliga keine geeigneten Maßnahmen gegen Vereine setzt, die Titel erwerben, die auf irregulären Pump auf Kosten der Steuerzahler finanziert werden.

Unser Gegner vom Sonntag spricht zwar auf seiner Homepage von einem „Titel auf Pump“, aber keiner dieser „Titel auf Pump“-Vereine musste den Titel wegen dieser Machenschaften zurücklegen. Und die Tiroler schmücken ihr Logo mit einem * auf dem Trikot (für exakt 10 Meistertitel).

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