Zuschauerzahlen im internationalen Vergleich

Mich würde interessieren, warum ein so großer Unterschied in den Zuschauerzahlen zwischen Deutschland und Österreich besteht. In der Frühzeit des Fußballs in den 20er Jahren war das keineswegs so, im Gegenteil.

Kann es sein, dass die Fußballbegeisterung das Gefühl nationaler Größe ausdrückt?

Nach der Monarchie dachten alle noch in den Dimensionen eines Großreiches, ein Gefühl, das sich im Laufe der Jahrzehnte auf die reale Größe reduzierte; aber es gab auch Zeiten, wie zum Beispiel in der Ära Kreisky, in der auch die Meinung eines kleinen Landes im Konzert der Großen Bedeutung hatte. Vielleicht ist auch Cordoba nicht ganz zufällig in diese Ära gefallen. (Theorie im Buch „Die Mannschaft ohne Eigenschaften“ von Harald Irnberger)

Wir sollten uns eigentlich über das steigende Interesse freuen und einmal darüber hinwegsehen, dass viele Eventbesucher dabei sind. Geld hat immerhin keine Mascherln und trotz aller Zuwächse dürfte dem Verein doch Geld an allen Ecken und Enden fehlen. Und dazu muss man auf der einen Seite über die Werbung hinwegsehen und auf der anderen auch über nicht ganz kompetente Fangruppen.

Ebenso muss man aber diesen Neu-Rapidlern einen Lernprozess zugestehen, denn die Wege zu RAPID sind verschlungen. Manche bekommen es mit der grün-weißen Baby-Kollektion in die Wiege gelegt und wissen gar nicht, dass es andere Vereine auch gibt, andere sind zum Beispiel Spät-Berufene.

Im nationalen und internationalen Vergleich finde ich die Zuschauerzahlen in Wien – dafür, dass es die wichtigste Sportart in Österreich neben dem Schisport sein soll – beschämend gering. Bezogen auf die Bevölkerungszahl kommen weit mehr Burgenländer oder Rieder ins Stadion als das in Wien der Fall ist.

Ein neues Stadion würde auch neue Zuschauerschichten bringen, aber auch Geld, wenn es stimmt, dass man mehr VIP-Plätze verkaufen könnte (aber man nicht gleichzeitig eine hohe Miete zahlen müsste).

Allzu optimistisch bin ich aber nicht, was einen Neubau anlangt, weil das – wie hier schon angedeutet wurde – möglicherweise sogar Wählerstimmen kosten kann. Umgekehrt muss man aber auch bedenken, dass die Zahl der passiven Fernsehgucker-Rapid-Fans durchaus bedeutend ist wie diverse Umfagen ergeben haben und auch diese Wählergruppe ein Kreuz am Wahlzettel macht, und Alternativen zum amtierenden Bürgermeister gibt es ja.

Es ist aber auch interessant, wie vergleichsweise still und leise der Neubau der Osttribühne am Verteilerkreis über die Bühne gegangen ist. Irgendwie sah sich der Herr Bürgermeister verpflichtet, den Abgang von Stronach abzugelten, damit sie nicht ganz in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Ich finde abschließend, dass es von der Politik kurzsichtig ist, den Fußballsport so stiefmüterlich zu behandeln, weil wenn eben die These von Herrn Irnberger stimmt, dass Bedeutung einer Stadt oder eines Landes mit der Bedeutung des lokalen oder nationalen Fußballsports zusammenhängt, man das eine nicht ohne das andere haben kann. Regionales und nationales Selbstbewusstsein steigt mit dem Ansehen des regionalen oder nationalen Fußballs. Und das stärkt wieder den Politiker. Sie werden wieder da sein, wenn die Mission 33 gelingt und es etwas zum Feiern gibt; auf der VIP-Tribüne. (Belustigend und bezeichnend fand ich bei der letzten Meisterfeier, dass auch Herr Lugner, vulgo Mörtel sich auf die Südtribüne verirrt hat. Ich wollte ihn fragen, ob er sich denn ein Abo nehmen würde in der kommenden Saison aber da ich lieber schreibe, fällt mir so etwas immer erst viel zu spät ein. Die Antwort wäre vielleicht „vielleicht“ gewesen realiter aber was es eben: „nein“, denn er kommt nur zum Feiern und zum Gesichtsbad. Schade eigentlich, denn der eigentliche Lernprozess geht ihm dabei verloren, das Erleben der Hochs UND Tiefs, das Gemeinsam-Durch-Dick-Und-Dünn-Gehen.)

Aktives Bekenntnis zum Fußballsport bedeutet auch Bekenntnis zur Zugehörigkeit zu einer Region, zu einem Land. Und daran dürfte es in Wien mangeln. Nicht bei denRAPID-Fans, denn die leben es ja aber es sind noch viel zu wenig.

Pro Hanappi-neu!

Und jedes Mitglied und jeder Abonnent soll sich seinen Sitz als Andenken, gegen eine Spende an den Verein in sein privates RAPID-Museum mitnehmen dürfen, so, wie vor einigen Jahren das Rasenstück vor Einbau der Rasenheizung. Wenn das 10.000 Personen tun und jeder einen Hunderter spendiert (ich habe gehört, dass ein kaputter Sitz etwa 70 Euro Reparaturkosten verursacht), wäre das immerhin eine Million, die man noch aus dem alten Gemäuer herausholen könnte.

PS: Google hat die Region um Wien neu überflogen und in Google Maps eingearbeitet. Und das war genau vor zwei Jahren vor dem Tag der offenen Tür, denn der Boden des Stadions ist nicht grün sondern braun. 
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Atemberaubend sind auch die Aufnahmen in Vogelperspektive von Microsoft. Man kann sich dem Stadion aus allen Himmelsrichtungen nähern.

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