Anpassung des Fußballs an die reale Welt

Ein auf Idealismus aufgebauter Verein muss sich in der jeweils realen Welt bewegen. Will er bei aller notwendigen Anpassung doch seine Identität bewahren, dann muss er das auf einer anderen Ebene tun.

Anpassung

In der Monarchie wahrscheinlich in der Beamtenwelt die Türklinken putzen, in der Zwischenkriegszeit mit der Armut zurechtkommen, im 7-jährigen „1000-jährigen“ Reich brav die Hand zum Gruß erheben, im früheren Ostblock das System huldigen, in der koalitionären Nachkriegszeit sich möglicherweise um Subventionen anstellen und jetzt, im Wohlstandszeitalter trachten, ein gutes Stück vom Werbekuchen zu erhaschen und auch die treuen Mitglieder möglichst eng an den Verein zu binden, damit er sein Geld auch richtig investiert.

Weil es eben keine Subventionsgeber mehr gibt, kein System, das den Sport instrumentalisieren will (und daher zahlt) und daher muss der Verein selbst schauen, wie er weiter kommt. Und wir müssen uns fragen, was denn unappetitlicher ist (oder war): das sich Anbiedern an ein ungeliebtes (aber auch lebensnotwendiges) politisches System oder an eine zwar auch ungeliebte (aber doch auch lebensnotwendige) Wirtschaft. Beides vielleicht und in beiden Fällen brauchen wir Fans Hilfe, die eigene Identität zu stärken, die uns das jeweilige System anzukaufen droht.

Leider ist es bei uns mit einem Großsponsor nicht getan, weil unser Wirtschaftsraum zu klein aber die Kosten dieselben sind. Daher brauchen wir viel mehr Sponsoren als zum Beispiel die Salzburger oder auch die deutschen oder englischen Vereine.

Wenn man jetzt die vergangenen Systeme vergleicht, eigentlich könnten wir froh sein, dass wir die alle überwunden haben und daher müssen wir den Wandel der Zeit zur Kenntnis nehmen und schauen, wie wir am besten aussteigen. Dabei können wir zwischen Geld und Top-Platzierung oder Weniger-Geld und Mittelmaß entscheiden.

Die zweite Variante enthält den Haken, dass wir damit eine Spirale nach unten lostreten und wir nicht genau wissen, wann wir Stop sagen sollen (und wer weiß, ob wir das dann noch können). Nehmen wir den Anlassfall „Emirates“ und sagen wir, RAPID könnte den Partner gewinnen, doch der Vorstand meint – gestützt durch den Wunsch des Block West, jetzt wäre es schon genug. Klar, dass dann unsere Violetten Kontrahenten den Fisch an Land ziehen und die Spirale sich beginnt nach unten zu drehen. Man verliert Platzierungen, internationale Startplätze und nach und nach beginnen die Sponsoren sich nach den Siegern umzusehen und verlassen die Verlierer-Straße.

Nach meiner Ansicht hat RAPID gar keine andere Möglichkeit als den Rückenwind der Publikumssympathie zu nutzen und wo immer sich eine Gelegenheit bietet, Sponsoren zu gewinnen.

Identität

Nun zu der anderen Ebene: wenn man sehen will, wie es mit noch mehr Kommerz funktioniert, dann muss man nur einmal die Insel besuchen (ein Besuch bei den Websites genügt, das ist billiger). Eigentlich abstoßend das Ganze – finde ich.

Aber dort gibt es etwas, was wir nicht haben als Gegengewicht: der Mythos eines Vereins wird dort liebevoll in Form historischer Artefakte in einem Museum zusammengetragen, dort werden einstige Fußballgrößen wirklich verehrt. Man darf sich als Besucher auf den Platz setzten auf dem sonst normalerweise Sir „Bobby“ Charlton sitzt. Dort wird der Boden auf dem sich die Spieler bewegen und den man als Besucher betreten darf hochglanzpoliert.

Das ist es, an dem wir arbeiten müssen, denn dann können wir auf dieser Ebene dem Kommerz etwas entgegensetzen. Falsch, eigentlich haben wir schon was – und das haben wir den Engländern voraus: die Blöcke West und Ost. Das hat etwas, was einmalig ist. Im Zusammenklang mit etwas mehr Geschichtsbewusstsein kann uns das bisschen Kommerz, dieses Buckeln vor der Geld-Macht doch ganz egal sein, denn „Wir sind RAPID…“ und dieses „Rapid“ – was auch immer man damit in Verbindung bringt – herauszuarbeiten, das ist unsere Aufgabe.

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