Rapid-Admira

1:0 (1:0)

Die erste Halbzeit war durchaus vielversprechend, und es hätte auch noch ein 2:0 werden können, aber es wollte eben nicht sein. Und so waren wir einigermaßen überrascht, dass wir in der zweiten Halbzeit viel zu oft auf dasselbe Tor gestarrt haben wie in der ersten, sprich, dass der Gegner sich mächtig angestrengt hat und wir in ständiger Gefahr waren, den Ausgleich zu kassieren. In der ersten Halbzeit hatte man das Gefühlt als würde es die Admira darauf angelegt haben, auf 0:0 zu spielen, also kein Gegentor zuzulassen. Bis zu 26. Minute hat das auch funktioniert aber die dann folgende Kombination war von der Sorte „perfekt“. Alles was wir vorher und nachher gesehen haben, mangelte an dem Umstand, dass eben alle Spielzüge perfekt sein müssen, wenn ein Tor gelingen soll, und das war leider sonst nie der Fall. Da die Strategie, kein Gegentor zuzulassen, aber nicht aufgegangen ist, musste die Admira in der zweiten Halbzeit mehr für das Spiel tun, was auf den Rängen eine verständliche Nervosität hervorgerufen hat. Wenn man bei schon fortgeschrittener Spielzeit beobachten muss, wie hochkarätige Chancen vernebelt werden, steigt natürlich die Sorge um den möglichen Ausgleich. Der Ausgleich ist aber der Admira schließlich nicht geglückt.  Gut für Rapid – in diesem Spiel. Ob uns aber dieses Spielglück erhalten bleiben wird, darf bezweifelt werden. Der Sieg war insgesamt verdient und er hätte auch viel höher ausfallen können. Man fragt sich daher, warum das nicht der Fall war. Sehr viele trickreiche Kombinationen wurden perfekt begonnen, scheiterten aber am Abschluss.

Minimalismus

Manche Phasen während einer Saison haben eine so deutliche Charakteristik, dass man sich diesem Eindruck kaum entziehen kann, obwohl man als gelernter Techniker weiß, wie mächtig Zufall sein kann. Unsere derzeitige Spielphase könnte man als „fußballerischer Minimalismus“ bezeichnen. Ein knapper Sieg genügt, ein 1:0 zum Beispiel, und das Ziel, die drei Punkte, ist mit minimalem Aufwand erreicht.

Stürmerproblem

Dass Rapid immer nur mit einem Tor Differenz gewinnt, hat Ernst Baumeister, der Trainer der Admiraner, ironisch bei einem Interview bestens beschrieben: „Wer soll bei Rapid die Tore schießen?“ Es ist sicher kein Zufall, das Goran Djuricin beide Stürmer ausgetauscht hat. Jeder von unser hätte das auch getan. der eingewechselte Joelinton zeigte ab seiner ersten Spielminute, dass er spielerisch eine Klasse höher einzustufen ist als Berisha und Kvilitaia, dass er aber vor dem Tor so etwas wie eine „Tötungshemmung“ hat, die dazu führt, dass bei Rapid praktisch nur Mittelfeldspieler zu Torerfolgen kommen, weil die Stürmer in der Mitte nicht durchkommen. Ohne jetzt den folgenden Sager auf einen konkreten Spieler beziehen zu wollen, scheint er doch ganz allgemein zu gelten, und er stammt von Gregor: „Die Rapid-Stürmer haben einen Torinstinkt wie ein totes Pferd.“ Die Rapid-Stürmer würden sich vielleicht in einer Regionalliga ganz gut präsentieren aber wie sie es in eine österreichische Spitzenmannschaft geschafft haben, das ist ein Rätsel, das nur die betroffenen Sportdirektoren und das Rapid-Scouting beantworten können Dass bei Rapid Spartentrainer für Sturmer am Werk sind, das merkt man eigentlich nicht. Man kann aber wahrscheinlich nur etwas verbessern, wenn es in Ansätzen vorhanden ist… Schon in der Zeit eines Toni Polster hat man selbigen dafür kritisiert, dass er immer nur herumstehe und man sich fragt, welche Aufgabe er am Feld habe. Toni hat spätestens beim Spiel gegen die DDR am 15.11.1989 die Antwort gegeben und alle drei Tore für Österreich erzielt. Aber der Toni hatte etwas,  was den Rapid-Stürmern ziemlich abzugehen scheint: den Torinstinkt. Man kann diesen Instinkt offenbar nicht erlernen, man muss ihn haben. Die Stolperkunststücke eines Veton Berisha bei diesem Admiraspiel machen den Eindruck, als müsse man dem Spieler bei Rapid die Elemente des Fußballspielens noch beibringen. Und die jeweiligen Sportdirektoren – es ist jetzt schon  der zweite – müssen sich die Frage stellen lassen, welcher Scout da bei Auswahl wohin geschaut hat. Dass man für diesen Stürmer-Posten nicht auch einen Nachwuchsspieler heranziehen könnte, kann man einfach nicht verstehen. Als Laie fragt man sich, wie es dazu kommt, dass Spieler für Tor, Verteidigung, Mittelfeld oder Sturm ausgewählt werden. Es kommt mir oft so vor, als würden die Könner unter den Spielern, das Mittelfeld besetzen, die etwas Kräftigeren die Defensive und die technisch weniger Begabten den Sturm. Erst wenn wir Stürmer erleben, die zu der Position nicht „abkommandiert“ wurden und diesen besonderen Instinkt und eine bessere Technik haben, dann sind sie – wie Robert Beric – nach einer Saison weg.

Ambiente

Bei den zwei Dezemberspielen des Vorjahres waren noch weniger Besucher im Stadion aber die 16.800 waren schon ziemlich wenig. Man möchte meinen, dass Rapid die beiden Derbys verloren hätte und die Zuschauer deshalb zu Hause geblieben sind. Man muss Feste feiern, wenn sie fallen und die Choreografie erinnert denn auch daran: „Die Nummer Eins in Wien sind wir“. Ob man es vergessen hat oder der Wetterbericht zu schlecht war, jedenfalls haben die sonst üblichen Bundesländer-Fahnen auf der Osttribüne bei diesem Spiel gefehlt. Florian, Patrick und Joe, Freunde aus dem Marchfeld besuchen das Spiel. Eindrucksvoll, wenn die West das „Rapid bin ich…“ anstimmt.

Optimismus

Wir haben mit einer deutlichen Überlegenheit gegen die stärkste Mannschaft der letzten Wochen gewonnen, das sollten wir nicht vergessen. Auch die Admira hat eine sehenswerte Serie hingelegt und ihre Ergebnisse überragen im Einzelfall die von Rapid. Dass man gegen ein so starkes Team nicht gleich einen Kantersieg feiern wird, war abzusehen. Umso optimistischer kann uns das für das kommende Spiel gegen Sturm machen.

„Es ist noch nichts erreicht“

Genau das sagte unser Trainer bei einer der letzten Pressekonferenzen. Man kann seine Worte auch sehr schön grafisch darstellen und zeigen, was passieren muss, damit „etwas erreicht ist“. Das Highlight dieser Grafik ist natürlich der steil nach oben zeigende Kurzzeitmittelwert über jeweils 10 Spiele. Worauf es aber ankommt, ist die fast nicht sichtbare strichlierte Linie unmittelbar oberhalb der quadratischen Spielergebnisse in der Mitte. Das ist der Mittelwert über alle dargestellten Bewerbspiele und der liegt derzeit bei etwa 0,05 {-1…0…+1}. Erst wenn es geschafft ist, dass sich diese Linie am Ende der Saison so irgendwo im Bereich 0,2..0,4 befindet, liegt man auch im Spitzenfeld der Tabelle. Wie hoch dieser strichlierte Mittelwert liegen muss, hängt natürlich von der Konkurrenz ab. Im Meisterjahr 2007/08 betrug der Mittelwert von Rapid über alle Ligaspiele 0,22 und das hat in dieser Saison zum Meistertitel genügt. Im Jahr darauf war dieser Wert bei 0,35 und das hat nicht genügt, weil RB einen noch höheren Erfolgsmittelwert erreicht hat. Die abgelaufene Saison war eine der wenigen Saisonen der Rapid-Geschichte, mit einem negativen Erfolgsmittelwert. So schön also dieses „Zwischenhoch“ ist, was wir brauchen ist eine stabile „Schönwetterphase“.

Luft nach oben

Ja, sechs Siege in Folge, das gab’s schon lange nicht, zuletzt zwischen 10.5. 2012 und 28.7.2012. Aber so was ganz Besonderes ist das auch wieder nicht. Die längste Siegesserie über Bewerbspiele umfasst nämlich 12 Siege zwischen 20. 6. 1987 und 29. 8. 1987, die längste niederlagenfreie Serie umfasst 33 Spiele zwischen 2. 5. 1987 und 17. 10. 1987 (Meisterjahr).

Links

 

Schreibe einen Kommentar