Die Goldene Ananas II

Die Fahrt nach Wolfsberg ist immer ein schönes Erlebnis. Wegen der schönen Landschaft, wegen der unnachahmlichen Mundart, wegen der doch ein bisschen anderen Lebensart, wegen des treuen Publikums (immerhin 5.800 Zuschauer. Ein kleiner Seitenhieb auf unsere Lieblingsfeinde darf nicht fehlen: Die Austria kann im Spitzenspiel gegen RB auch nur mit 8.500 Interessierten aufwarten) und natürlich auch wegen der engagierten Betreiber der Lavanttal-Arena mit den interessanten Holzkonstruktionen der Tribünen.

Torwirt

Wir kehrten beim Torwirt ein. Peter Mosgan betreibt sein Gasthaus mit Brauerei an einem zentralen Ort in Wolfsberg: Am Weiher. Anders als auf seiner Homepage angegeben, ist die Küche des Torwirts doch ganztägig geöffnet. Reservierung wäre nicht notwendig gewesen, denn an Sonntagen scheint in Wolfsberg wirklich alles zu ruhen.
Elnaz, Florian, Hannes

Das Spiel WAC-Rapid 0:5

Der Stadionsprecher in Wolfsberg begrüßt die Gäste aus Wien sehr freundlich, gratuliert – begleitet vom Applaus des Publikums – zur Teilnahme an der Champions-League-Quali. Er selbst, der Sprecher hätte es wohl lieber etwas euphorischer von der Rängen, denn seine Ansagen übertreffen die Bereitschaft des Publikums zur „Mitarbeit an der Stimmung“ bei Weitem. 

Die Aufforderung „Wo sind die Rapid-Fans“, die kann er getrost entfallen lassen. Soviel psychologisches Feingefühl sollte ein Stadionsprecher haben.

Der Sprecher findet aber auch deutliche Worte zu den – angesichts der sich abzeichnenden deutlichen Niederlage – vorzeitig die Plätze verlassenden Zuschauern und erinnert daran, was der WAC, das Trainerteam und die Mannschaft für den Fußball in Kärnten in dieser Saison geleistet haben.  

Insgesamt ein sehr freundlicher Sprecher, der sich auch bemüht, durch einen Standortwechsel von der Haupttribüne zur der Fantribüne, alle Gäste gleichmäßig anzusprechen. 

Den konkreten Spielverlauf kann man etwa dem Bericht im Kurier oder dem Rapid-Bericht entnehmen.
Tolle Choreografie des Rapid-Fanblocks. Keine Fackel während des ganzen Spiels(!)

Wie spielerisch leicht man doch gewinnen kann, wenn es um nichts mehr geht. Wir wissen, dass es auch genau umgekehrt sein kann, dass eine Mannschaft nach Erreichen eines Titels nicht mehr voll konzentriert zu Werke geht. Das konnte man beim Spiel WAC-Rapid – zumindest bei Rapid – nicht beobachten.

Wir fragen uns alle, warum dieses Ergebnis nicht auch schon im Cup-Viertelfinale so hätte verlaufen können! Mein Tipp: es war einfach eine andere Situation und damals ist der WAC mit einer größeren Entschlossenheit an die Sache herangegangen und Rapid wirkte mutlos. Da es aber heute um nichts weiter ging, beschränkte sich der WAC auf vereinzelte und besonders am Beginn der ersten Spielhälfte gefährliche Konter, konnte aber dem Kombinationsfußball der Grün-Weißen nichts entgegensetzen. Zu fehlerbehaftet waren die Konter, sodass es für Ján Novota nicht allzu viel zu tun gab.

Sehr auffällig schien mir die offensive Spielweise von Christopher Dibon und auch die von Thanos Petsos, die es beide nicht mehr in der Verteidigung ausgehalten haben und sich immer wieder offensiv in den Angriff einschalteten. Thanos Petros zeigte wieder einen seiner tollen Weitschüsse wie im Spiel gegen Sturm, diesmal aber gerade noch pariert von Alexander Kofler.

Zu einer selten gesehenen Situation kam es in der ersten Halbzeit, als nach einem flott vorgetragenen Rapid-Angriff über die rechte Seite der WAC-Verteidiger in letzter Not den Ball mit Fuß zu Alexander Kofler zurückspielte und dieser den Ball mit der Hand fangen musste. Unerlaubter Rückpass, daher Freistoß im Strafraum. Die Zehner-Mauer des WAC stand auf der Linie, der Abpraller kam zu Louis Schaub, der aber aus kurzer Distanz neben das Tor schoss.
Freistoß im Strafraum mit 10-er Mauer auf der Torlinie. Schuss geht in die Mauer, den Nachschuss setzt Louis Schaub neben das Tor,

Auch in für den Spielbeginn der zweiten Halbzeit ist dem Fanblock etwas eingefallen, Marke „sehenswert“.

Pausen-Choreografie 

Nach der Pause erlebten wir ein ziemlich einseitiges Spiel mit gut 80% Ballbesitz für Rapid (70% über beide Hälften), tolle Kombinationen und einen WAC, bei dem offenbar „die Luft draußen war“ und bei Rapid, angesichts der zu erwartenden Herausforderungen im Sommer die Spiellaune wie eine Vorfreude darauf interpretiert werden kann. 2x Schaub 3x Beric (Hattrick).

Unsere Elnaz hätte gerne das Trikot von Philipp Prosenik bekommen (seine Unterschrift auf einem Rapid-Trikot hat sie sich schon beim Match Rapid II-Austria Amateure geholt),

Aber es hat nicht geklappt und sie muss daher noch einige solcher Spiele besuchen. Vielleicht klappt es ja einmal. Glücklicherweise funktioniert Sympathie auch über Grenzen von Vereinszugehörigkeit hinweg, denn Elnaz ist eigentlich bekennender Bayern-Fan und das Rapid-Trikot trägt sie nur uns zuliebe!

Sicherheit, für wen?

A bisserl wie ein Raubtierkäfig schaut der Auswärtssektor in Wolfsberg aus. Noch ärger ist es ja in Ried, denn dort stehen die Menschen mindestens doppelt so dicht und der Käfig ist auch nach oben geschlossen.

Ich frage mich, ob das irgendwelchen Sicherheitsbestimmungen entspricht, wo doch Fluchtwege (außer nach hinten) auf drei Seiten versperrt sind. Die Zäune sind so geformt, dass ein Überklettern praktisch nicht möglich ist.

Das genau war aber der Auslöser der Hillsborough-Katastrophe: ein nach vorne mti einem Maschendrahtzaun geschlossener Fanblock. Daher gibt es in englischen Stadien auch seither keinerlei Gitter in Richtung Spielfeld, damit in einer Panik-Situation dieser Fluchtweg immer offen steht.

Es wundert doch einigermaßen, dass diese Umstände den Sicherheitsbeauftragten und der Bundesliga nicht bekannt sind.

Der Käfig signalisiert so etwas wie „Achtung wilde Tiere“. Solche Bilder sind nach meiner Ansicht für den Fußball nicht gerade förderlich.

„Raubtierkäfig“ Auswärtssektor in Wolfsberg 

Spieler der Saison

Zwar wurde Jonathan Soriano zum Spieler der Saison gewählt aber es war wohl die Konsolidierungsphase von Rapid am Saisonbeginn, die ein Kopf-an-Kopfrennen mit Robert Beric verhindert hat. Nach seinem Hattrick in Wolfsberg steht Robert schon bei 27 Toren (und Jonathan bei 31). Viel fehlt da nicht mehr. Wäre da nicht die von der Bundesliga vorgegebene Reihenfolge der Spiele gewesen, die Rapid als erstes Spiel das schwere Auswärtsspiel gegen Salzburg beschert hat, wer weiß, wie dieses Rennen um den „Spieler des Jahres“ und über den Meistertitel ausgegangen wäre (dazu in einem weiteren Beitrag).

Es gibt aber doch einen wichtigen Unterschied: Jonathan ist jener Spitzenspieler, der sich klar zu Österreich bekennt und damit für seinen Verein und damit auch für die österreichische Liga ein wertvoller Spieler ist. Die Zukunft von Robert Beric bei Rapid hingegen ist weniger abgesichert und möglicherweise war das Jahr bei Rapid nur eine Etappe zu einer weiteren Stufe in seiner Karriereleiter. Die nächsten Wochen werden das zeigen. 

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