Der Fisch stinkt am Kopf

In Zeiten des Misserfolgs werden viele Schuldige genannt: die Kondition, das Spieler“material“, die Einstellung, der Trainer uvam. Kaum jemand spricht über das System oder über den Häuptling.

Präsident Stickler hat die Arbeit von Krankl als Misserfolg gedeutet obwohl die Mannschaft mit 11/11/11 Siegen/Unentschieden/Niederlagen und einem 3. Platz in der WM-Qualifikation und etwa Platz 60 in der Nationenwertung mit viel Hingabe gekämpft hat. Nie war die Rede davon, dass man keine 90 Minuten ein hohes Tempo durchhalten könnte. Allein auf persönlichen Berührungsängsten mit dem bodenständigen aber hingebungsvollen Patrioten Krankl beruhte dessen Hinausschmiss. Ersetzt durch einen blassen, emotionslosen, phlegmatischen Hickersberger, der mit praktisch Nur-Niederlagen Österreich auf Platz 102 in der Nationenwertung absinken ließ. Jeder andere wäre bereits vor einem Jahr fristlos entlassen worden. Das Debakel ist vorprogrammiert. Bessere Leute wären vorhanden und müssten nur gefragt werden. Beispiel: Andy Herzog, Didi Konstantini und andere.

Die Wahl von Hickersberger beruht auf demselben Missverständnis großer Namen, wie auch die Wahl von Trappatoni in Salzburg. Hickersberger wurde mit Rapid Meister. Nie aber hatten wir als Besucher von Rapid-Spielen und -Trainigs den Eindruck, dass er einen besonders aktiven Anteil an diesem Titel hatte. Das ging vor allem von den intelligenten Führungsspielern Ivanschitz und Hofmann aus. Hickersberger war dort am richtigen Platz, die Spieler hatten den richtigen Führungsstil und konnten sich entfalten. Bei der Nationalmannschaft hingegen muss ein Team geformt werden, und dieses Arbeit erfordert eine andere Qualität, die etwa Didi Konstantini perfekt verkörpert. Der schafft es, innerhalb weniger Stunden eine Mannschaft auf ein Ziel auszurichten. Wie er das genau macht, ist eigentlich egal. Man kann es an seinen Resultaten ablesen.

Und warum sich jetzt die Nationalmannschaft in einer so ausweglosen Situation befindet, würde ich so deuten: Fußball ist ein hartes Geschäft. Einige Misserfolge genügen und man wird ersetzt. Sowohl als Spieler aber auch als Trainer. Letztes Beispiel: Der Trainer Heraf wurde nach 4 erfolglosen Begegnungen bei Parndorf fristlos entlassen. Der Verein hat keine andere Wahl. Auch die Spieler wissen das. Ein junger Rapid-Spieler hat durch einen einzigen Fehler ein Debakel bei einem Heimspiel eingeleitet. Er wurde seither (das war von 9 Monaten) nicht mehr eingesetzt und verlässt jetzt den Verein. Das alles ist hart aber alle Beteiligten wissen das.

Der ganz oben sitzende Präsident lebt das aber nicht. Er kommt aus einer statistisch und gesetzlich abgesicherten Glücksspielfirma ohne Konkurrenz. Vordergründig wird argumentiert, man würde durch das Monopol die Menschen vor der Spielsucht schützen, gleichzeitig sind aber die Medien voll von Werbung für eben diese süchtig machenden Produkte. Selektion ist dort kein Thema; eher herrscht dort die Technik des Bewahrens des Monopols vor. Daher handelt dieser Präsident eben so, wie er es auch in seiner Firma gewohnt ist. Das ist aber im Fußball nicht angebracht, weil in jedem anderen Land bei einer solchen Niederlagenserie sofort gehandelt werden würde.

Bei Niederlagenserien, wie jener unserer Nationalmannschaft muss alles infrage gestellt werden, auch die Struktur des ÖFB inklusive des Präsidenten. Eine einzelne Niederlage mag durch einzelne, schlecht eingestellte Spieler ausgelöst werden, eine Niederlagenserie durch einen ungeeigneten Trainer aber bei einem Debakel wie wir es derzeit erleben, darf man die Gründe auch weiter oben suchen.

Schreibe einen Kommentar