Freundschaft und Respekt

Freundschaft und Respekt

Im Fußball ist der Gegner das wichtigste aber gleichzeitig darf diese Gegnerschaft nicht zu einem Krieg ausarten. Wichtige Eigenschaften der Spieler sind daher Freundschaft für den Zusammenhalt der Mannschaft und Respekt vor dem Gegner, damit es ein faires Kräftemessen bliebt.

Und diese sportlichen Umgangsformen werden bereits den Jüngsten vermittelt, in der Hoffnung, dass sich diese Tugenden durch Beispielgebung auch auf die dem Fußball nahe stehenden Anhänger übertragen möge.

Die Fußballverbände und auch große Sponsoren starten immer wieder Aktivitäten, die diese Tugenden fördern.

Ein symbolischer Tag dafür war der Internationale Tag des Fußballs und der Freundschaft am Samstag, 25. April 2015. Dieser Tag wurde von Jugendmannschaften in 24 Ländern durch den Austausch von Freundschaftsbändern symbolisch abgehalten. In Österreich tauschen die Jugendmannschaften von Rapid und von Red Star Penzing diese blau-grünen Freundschaftsbänder aus.

Sponsor dieser gesamteuropäischen Aktivitäten ist Gazprom, der Fußball-Anhängern bestens bekannt ist als Sponsor von Chelsea und Schalke04 und einiger anderer Teams.

Darüber hinaus wird die Rapid U13 als Vertreter Österreichs im Juni an einem Turnier im Vorfeld des Finales der UEFA Champions-League teilnehmen.

Wir berichten über diesen Tag des Fußballs und der Freundschaft bei Rapid.

Freundschaft – I – Turnier vor dem Stadion

Die Einladung zur Pressekonferenz war für Samstag 8:55 angesetzt. Ich war erstaunt, um 8:30 den Kiosk am Stadion in Vollbetrieb zu sehen. Viele Eltern aber keine Kinder. Dann aber um 7:45 kamen sie aus den Umkleideräumen, eine Mannschaft nach der anderen:
Es geht zum Turnier der U13-Mannschaften
Ihr wöchentliches Turnier am Trainingsgelände begann mit dem Aufwärmen.

Man spielt bei den U13-Mannschaften noch keine durchgehende Meisterschaft sondern spielt an einem Wochenende ein Turnier, an dem sich alle Mannschaften beteiligen. Man hat sozusagen jede Woche eine eine Chance, Turniersieger zu werden.

Ich mischte mich unter die Eltern und wurde gleich von den Nebenstehenden angesprochen. Stolz zeigten die Eltern gleich auf ihr Kind, draußen am Feld. Ein großer Teil der Eltern sind Migranten.
Begegnungen, die ohne Fußball nicht möglich wären.
Neben der Pflicht „Schule“ ist hier, beim Hobby „Fußball“ ein weiterer Ort der Begegnung zwischen den verschiedenen Kulturen. Niemand wird gezwungen hierher zu kommen, alle sind stolz darauf, dass ihr Kind mithalten kann. Fußball vermittelt Freundschaft zwischen verschiedenen Kulturen.

Freundschaft – II – Die Freundschaftsbänder

Vor dem Turnier erfolgt die Übergabe von Freundschaftsbändern an die Kinder durch Raimund Hedl und Andreas Kuen.
Raimund Hedl und Andreas Kuen übergeben den Kindern die Freundschaftsbänder

Die blau-grünen Freundschaftsbänder der Aktion „Football for Friendship“ sind ein Zeichen für Freundschaft und Respekt
Jetzt haben alle ihr Freundschaftsband.


Freundschaft – III – Die Pressekonferenz

Jetzt geht es in den Presseraum des Ernst-Happel-Stadions, wo ein Mitarbeiter von Rapid die Rolle des Moderators übernimmt.

Die Mannschaft U13 von Rapid wurde von Gazprom zu einem internationalen Turnier im Vorfeld des Finales zur UEFA-Champions-League in Berlin als eine von 24 Mannschaften eingeladen. Diese sind: Rapid-Wien (A), Bate-Borisov (BEL), Standard-Lüttich (B), Ludogorets Razgrad (BG), Dream-legend-Beijing (CX), Dinamo-Zagreb (HR), Sparta Prag (CZ), Taverny (F), Tokyo (JAPAN), Schalke 04-Gelsenkirchen (D), MTK Budapest (H), Lazio-Rom (I), Kairat-Almaty (KAS), Double Dutchies (NL), Warschau (PL), Zenit-St. Petersburg (RUS), Crvena Zvezda-Beigrad (SRB), Slovan-Bratislava (SK), Maribor (SLO), Atletico Madrid (ES), Zurich (CH), Galatasaray-Istanbul (TR), Volyn (UA), Chelsea-London (ENG).

Presseraum des Ernst-Happel-Stadions in der „Rapid“-Version. Sabine Pöhacker; MSc (communications), Andreas Kuen, Raimund Hedl und zwei der teilnehmenden Kinder der U13 beantworten Fragen der Journalisten. Christian Wiesmaier, Rapid moderiert die Fragen.
Solche internationalen Turniere sind für die Kinder fast schon eine Routine. Auch Rapid lädt jedes Jahr zu zwei Turnieren in Wien ein. Die Kinder wohnen meist bei Gastfamilien.

In diesem Fall ist Gazprom der Gastgeber, der die Kosten für Reise und Unterkunft für alle Teilnehmer übernimmt.

Interessenten an einem Audio-Mitschnitt des Pressegesprächs schreiben eine Mail an ewkil{at}iam.at.

Nach dem Pressegespräch besuche ich noch das Abschlusstraining der Kampfmannschaft.
Abschlusstraining vor dem Spiel gegen die Admira. 

Freundschaft – IV – Das Spiel

Das Heimspiel von Rapid gegen die Admira am Abend könnte gleich ein Anlass sein, diese Tugenden Freundschaft und Respekt der Anhänger zu prüfen.

Das Element der Freundschaft sollte über den Zusammenhalt der Mannschaft hinaus auch zwischen der Mannschaft und den Anhängern bestehen, es sollte also die eigenen Spieler in ihrem Tun unterstützen, wo immer es geht und natürlich besonders dann, wenn die Mannschaft gerade keinen Erfolg hat. Soweit die Theorie.

Die Praxis im Sektor B ist aber eher das gerade Gegenteil. Kaum eine positive Stellungnahme, es hagelt Kritik über alle Akteure. Nähme man das alles ernst, müsste man eigentlich alle austauschen. Von Freundschaft keine Spur. Das „Goldene Wienerherz“ lacht.

Wenn man fragt, warum anderswo besserer Fußball gespielt wird, dann wäre Erklärungsmöglichkeit die, dass man anderswo seine Mannschaft durch Zuspruch stärkt und nicht durch Beschimpfungen schwächt. Bei keinem unserer Auslandsbesuche in Deutschland oder England konnten wir je eine so kontraproduktive Stimmung im Publikum erleben. Auch die Spiele der Österreichischen Nationalmannschaft sind von so extrem gegen die eigene Mannschaft gerichteten Stimmungen weitgehend verschont.

Eine positive Grundstimmung bei Fußballspielen lockt Besucher eher an und garantiert ein volles Haus. Und für einen Erfolg eines Teams muss auch diese Komponente passen: der freundschaftliche Schulterschluss zwischen Mannschaft, Verein und Anhängern, mehr noch der ganzen Stadt. In deutschen Städten ist Fußball kein Minderheitenprogramm, denn die Begeisterung an einem Fußballwochenende erfasst nicht nur ein paar Hartgesottene, es erfasst die ganze Stadt und davon ist man in Österreich noch weit entfernt.

Und wie schaut es mit dem Respekt aus?

So, als würde es den aktuellen Spot der UEFA, den wir bei allen internationalen Spielen immer wieder eingeblendet bekommen, nicht geben.
© UEFA.com „Say no to Racism“
Die besonders in Wien kaum trocken zu legende „Saure Wiese“ des Alltagsrassismus ist gegen diese Bemühungen der UEFA ziemlich resistent. 

Nicht „Quedraogo“ oder – wem das zu kompliziert ist – „die Nummer 9“, nein, „der Neger“ hätte… Wenn man jemanden einmal auf dieses Merkmal reduziert hat, dann ist es nicht mehr die Handlung der Nummer 9, die man missbilligt, nein, die wären alles so, die Neger, das wisse man.




Zur Ehrenrettung des Publikums muss man anführen, dass sich der Beobachter möglicherweise durch die Lauten täuschen lässt und in Wahrheit die Mehrheit ohnehin die Mannschaft positiv unterstützt. Möge sie halt nicht so still sein, die Mehrheit!

In den großen Medien ist dieser Internationale Tag des Fußballs und der Freundschaft offenbar noch nicht angekommen. Sucht man in Google nach „Internationaler Tag des Fußballs“, findet man sechs (!) Treffer, davon zwei allein aus diesem EwkiL-Blog, denn es gab schon vor einem Monat einen Bericht darüber. Siehe Rapid U13 beim Champions League Finale. Nicht einmal der Rapid-Seite war dieser Tag einen Bericht wert.

Es ist dem Projekt also zu wünschen, dass das Turnier im Juni eine größere Öffentlichkeit vorfindet und sich Freundschaft zwischen den Fußball-Anhängern und Respekt vor ihren Gegnern aufbauen möge – insbesondere beim Publikum, denn für die Spieler gibt es dieses Problem nicht, die lernen diese Tugenden von Kindesbeinen an.

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