Fußball im Nationalsozialismus

Unter der Patronanz von
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diskutierten (vlnr)
  • Walter Iber (Steiermark)
  • Johann Skocek (DerStandard)
  • Georg Spitaler (ballesterer, Moderator)
  • Berhard Hachleitner (Sportklub)
  • Dietrich Schulze-Marmeling (Deutschland)
  • Laurin Rosenberg (Rapid, Kurator Rapideum)
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zuerst am Podium und dann mit den mehr als 60 Gästen in der Hauptbibliothek über Fußball im Nationalsozialismus. Es ging um die Haltung der Vereinsführungen in den 1920er Jahren, wo von Vereinen berichtet wurde, die einen expliziten Arierparagrafen in ihren Statuten aufgenommen hatten und auch von solchen, die das zwar nicht hatten aber dennoch keine Juden in ihren Reihen duldeten (Beispiel Sportklub). Berichtet wurde über eine Austria, deren Vorstand sich überwiegend aus Juden zusammengesetzt hat und die allesamt entweder geflohen sind oder vernichtet wurde. Über die kurzfristige Umbenennung der Austria in „Ostmark“ und über die Verklärung von Matthias Sindelar durch Friedrich Torberg in dessen Gedicht. Es wurde beschrieben, dass Hakenkreuzfahnen und Hitlergruß zum festen Ritual von Sportveranstaltungen gehört haben und dass man sich – berufend auf die Doktrin der Opferrolle – von dieser Symbolik nach dem Krieg distanziert hat. Erst die Aufarbeitung durch eine Historikerkommission hat es ermöglicht, dass heutzutage auch das Foto mit Hitlergruß der Rapid-Meistermannschaft 1941 neben dem neutralen Foto gezeigt wird. Man hat beschrieben, dass in den Vereinen des Nachkriegsösterreich sich auch die als Nazis bekannten Sportfunktionäre wieder an der Sportorganisation beteiligt wurden. Und selbstverständlich wurde auch über Erfahrungen über die aktuelle Lage in den Stadien berichtet. Darüber dass die Austria mit den extremistischen Randgruppen trotz ausgesprochener Stadionverbote nicht zurecht kommt und auch, dass bei Rapid durch die stillschweigende Übereinkunft, dass Politik nichts im Stadion zu suchen hätte, die extremen Gruppen nicht denselben Einfluss haben. Meine Interpretation ist, dass die Capos von Rapid als Ziel immer einen großen, mächtigen Block vor Augen hatten, was sich aber mit extremen Kerngruppen nicht bewerkstelligen lässt, weil deren Ideologie neue Gruppen eher abschreckt. Schon die Vereinigung der Gruppen in der der Bezeichnung „Block-West“ ist ein integrativer Schritt, der überhaupt erst durch die bewusste Ausblendung der Politik möglich war und der Block auch für die restlichen Stadiongäste mehr Magnet wurde denn Gegner. Auch die aufopfernde Tätigkeit des Fanbetreuers Andy Marek, der stets die Integration wessen auch immer vor eine Trennung gestellt hat, erzeugte eine sehr hohes Zusammengehörigkeitsgefühl bei Rapid. Diese Situation bei Rapid ist aber das Ergebnis intensiver Fanarbeit seiten des Vereins und seitens der Fans selbst. 2005 wäre zum Beispiel die Choreografie „Deutscher Meister 1941“ mit der klaren Distanzierung vom Naziterror nicht möglich gewesen, wie Laurin Rosenberg erklärt hat. Dass sich die Blöcke der Austria und von Rapid mit „Rapid Verrecke“ und „Schwuler FAK“ begrüßen, zeigt – was die Rapid-Seite betrifft, dass sich das Leitbild noch nicht bis zu den Fußballliteraten durchgesprochen hat. Beide Sprüche zeigen, dass weder die Vergangenheit aufgearbeitet wurde, noch die Errungenschaften der Toleranz, die ja im Leitbild von Rapid so klar erfasst ist, bei den Fans angekommen ist. Möglicherweise ist es aber so, dass die Fans während eines solchen Derbys auf ihre Kinderstube vergessen, um in einen längst vergessenen Modus umzuschalten, den sie nach dem Spiel – hoffentlich –  wieder vergessen. Eine tolle Veranstaltung des ballesterer! Diese Veranstaltungen sind kostenlos. Man bekommt ein Freigetränk, gespendet vom Hausherrn.

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