Rekordmeister

Alle Jahre wieder werden aus dem Umfeld der Wiener Austria Ansprüche auf das Attribut „Rekordmeister“ vorgebracht. Auch heuer wurden wieder einschlägige Postings gesichtet.

Historische Realität

Beide Vereine, Austria und Rapid, verfolgen ihre Geschichte bis etwa um 1900 zurück. In diesem Zeitraum kamen mehrere Liga-Konstrukte zur Anwendung, die sowohl das politische System und auch die sportliche Realität der jeweiligen Epoche wiederspiegeln. Wenn also eine Mannschaft seit 1899 oder 1911 am fußballerischen Wettbewerb teilgenommen hat, dann muss sie auch zu den Leistungen in allen diesen Epochen stehen, egal, wie die jeweilige Liga geheißen hat oder ob einem das damalige politische System gefallen hat oder nicht. Die Wiener Austria war ebenso wie Rapid seit 1911 Teil der Liga und man feierte in all diesen Jahren einen Titel ähnlich euphorisch wie heute. Die Bedeutung dieser – damals – Wiener Meisterschaft war in der öffentlichen Wahrnehmung ebenso wie die der heutigen Bundesliga. Davon kann man sich in den Zeitschriften- und Bildarchiven überzeugen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der damalige Wettbewerb Mannschaften aus den Bundesländern benachteiligt hätte (wie noch gezeigt werden wird), jedenfalls hat der Meistertitel damals wie heute zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb, dem Mitropacup berechtigt, den die Austria auch zwei Mal gewonnen hat. Jeder, der damals in der höchsten Spielklasse beteiligten Vereine unterlagen einem ähnlichen Wettbewerb mit einer ähnlich hohen Beteiligung des Publikums, wie die durchschnittlichen Zuschauerzahlen zeigen. Und jeder dieser Vereine hatte alljährlich die Gelegenheit, seine Sammlung an Meistertiteln zu bereichern – auch die Austria. Natürlich war Fußball damals anders als er es heute ist aber es war damals Rapid, das es besser verstanden hat, die besten Spieler für sich zu gewinnen und dann auch mehr Meistertitel zu erringen. Nicht zu Unrecht steht jener Mann vor dem Rapid-Stadion, der für Rapid das organisatorische Meisterstück erbracht hat: Dionys Schönecker. Warum es Rapid in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weniger gut gelungen ist, Titel zu erringen, das wäre eine eigene Studie wert. Ich habe dazu in den letzten Jahren aus Indizien eine eigene Vorstellung entwickelt aber das hier darzulegen würde zu weit führen; außerdem würde man zur Absicherung die Expertise eines Fußballhistorikers benötigen. Die bisherige Titelbilanz ist folgende (und auch das Titelbild versucht das darzustellen):
Austria Rapid
Meister 24 32
Sterne 2 3
Cupsieger 27 14
Supercupsieger 6 3
Titel 57 49
Gemessen an der Zahl der errungenen Titel ist die Austria klarer Führender. Da aber in der „Sterne-Wertung“ ausschließlich der Meistertitel berücksichtigt wird, ist in dieser Disziplin Rapid voran. Warum sich die „Sterne-Wertung“ auf den Meistertitel und nicht auf Cuptitel bezieht, liegt am bedeutend größeren Aufwand für den Meistertitel, denn für einen Cuptitel reichen heute sechs gewonnene Spiele, für den Meistertitel sind aber 36 Spiele und höchste Punktezahl erforderlich. Dementsprechend wurden in der Grafik diese Sterne für die jeweiligen Titel auch verschieden groß, entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedeutung, dargestellt.

Keine Mannschaften aus den Bundesländern

Der Anspruch der Austria wird daraus abgeleitet, dass es vor 1949 keine gesamt-österreichische Liga gegeben hätte und man daher die Meistertitel bis zu diesem Zeitpunkt nicht zählen dürften. Wenn etwa Sturm Graz, Salzburg oder der LASK diese Argumentation verfolgen würden, wäre das noch irgendwie nachvollziehbar; warum aber der Anhang eines Vereins sich für die Aberkennung seiner eigenen Vergangenheit ausspricht, zeigt von einem eigenartigen Traditionsbewusstsein.

Auf den Zeitraum kommt es an

Anzahl der Titel (Meister oder/und Cup) hängt davon ab, welchen Zeitraum man veranschlagt. Es gibt Zeiten, die den einen oder den anderen Verein vorne sehen. Die derzeitige Situation ist so, dass weder die Austria noch Rapid in der Lage sind, das nötige Kapital aufzustellen, um dem „Besitzer des Zaubertranks“ Paroli zu bieten. Würde man etwa jenen Zeitraum betrachten, den ich selbst miterlebt habe, dann ergäbe sich folgendes Bild (letzte 18 Saisonen):
2016/17 Salzburg
2015/16 Salzburg
2014/15 Salzburg
2013/14 Salzburg
2012/13 Austria
2011/12 Salzburg
2010/11 Sturm
2009/10 Salzburg
2008/09 Salzburg
2007/08 Rapid
2006/07 Salzburg
2005/06 Austria
2004/05 Rapid
2003/04 GAK
2002/03 Austria
2001/02 Tirol
2000/01 Tirol
1999/00 Tirol
Nur in fünf Saisonen sind Wiener Vereine Meister geworden, d.h. heute sind die Bundesländer-Meister gegenüber den Wienern klar voran. Aber das war nicht immer so, denn es begann genau umgekehrt.

Eine Zeitreise

Die Kritiker der Zählung der Meistertitel führen an, dass in der Zeit bis 1949 in der Meisterschaft der höchsten Spielklasse nur Vereine aus Wien beteiligt waren. Aber das ist genau so, wie wenn sich jemand darüber erregt, dass bei den österreichischen Schi-Meisterschaften nur Teilnehmer aus den westlichen Bundesländer vertreten sind, nicht aber aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Was im Fall der Schifahrer keiner weiteren Begründung bedarf, muss man im Falle des Fußballs mit einer Zeitreise erklären. Es geht nämlich nicht um den Fußball von heute, denn wie der funktioniert, ist uns klar, sondern es geht um die Zeit der Anfänge des Fußballs. Fußball fand seinen Ausgangspunkt in den Ballungsräumen großer Städte, etwa der Midlands, von London, des Ruhrgebiets und eben auch Wien.  Dass es heute durchaus auch konkurrenzfähige Fußballvereine in ländlichen Gebieten gibt, liegt an den heutigen Finanzierungsformen und an der allgemeinen Mobilität. Dadurch werden Hoffenheim, Leicester City und Altach möglich. Aber das alles hat es um 1900 nicht gegeben. Fußball war damals in Österreich eine Angelegenheit der großen Städte Wien, Prag und Budapest. In diesen Sozio-Biotopen konnten sich die besten Spieler herausbilden, vor allem gab es auch die Bevölkerungsschichten (vielleicht vergleichbar mit den brasilianischen Favelas), die ihrer oft tristen Situation auf dem Umweg über den Sport zu entkommen suchten. Dass man eine Mannschaft – wie heute – kaufen und in ländlichem Gebiet „betreiben“ kann, das war damals kein Thema, denn Einnahmen aus den Eintrittsgeldern waren nur in Großstädten ausreichend gegeben. Natürlich spielte man auch „am Land“ Fußball, aber da die dortigen Spieler nicht die heutige Beweglichkeit hatten, verfügte man dort nur über Spieler „aus der Gegend“ und gegenüber dem Spielerreservoir des kulturellen Schmelztiegels „Wien“ war man damit in keiner Weise konkurrenzfähig. Daher war es für den damaligen Verband im Jahr 1911 keine besondere Frage, die „Erste-Klasse Niederösterreich“ zur höchsten Spielklasse zu erklären. Daneben gab es noch die „Erste Klasse“ von Böhmen, von Mähren – Schlesien und Polen. In der Saison 1912/13 gab es daher gleichzeitig die vier Meister: Rapid, DFC Prag, DSV Troppau und Cracovia Krakau. Wie diese Meister vom damaligen Trainer des österreichischen Nationalteams bewertet wurden, können wir an den Aufstellungen ablesen (siehe Kapitel „Die Rolle des ÖFB“).

Meisterschaften in Österreich

1911 - 1949  Meister des WFV/NFV (Erste Klasse, 1. Liga, Nationalliga)
1938 - 1945  Gauliga
1949 - 1974  Staatsliga
1974 - heute Bundesliga
In der Anfangszeit des Fußballs waren Mannschaften aus den heutigen Bundesländern kein Thema, zu groß war der Leistungsunterschied. In den Kriegsjahren der Gauliga gab es Versuche, Vereine aus den Bundesländern in der Liga aufzunehmen aber diese sind nach einer Saison wieder ausgeschieden. [1940/41 LASK, 1941/42 Sturm, 1942/43 Reichsbahn, 1942 Sturm]. 1949 wurde mit der Staatsliga eine gesamtösterreichische Meisterschaft gegründet. In den ersten Jahren der Staatsliga belegten Bundesländervereine die hinteren Ränge der Tabelle, und es hat 15 Jahre gedauert, bis ein Verein aus den Bundesländern – der LASK – 1965 erstmals österreichischer Meister wurde. Zwischen 1950 und 1965 spielten die Teams aus den Bundesländern eine untergeordnete Rolle.

Gibt es Bundesländervergleiche?

Es gibt nicht viele historische Teilbereiche, die so klar dokumentiert sind wie der Fußballsport. Das ist besonders einzelnen Autoren zu danken wie zum Beispiel Roland Holzinger, dem Verfassern der Rapid-Chronik. Mit seinen Daten können wir rekonstruieren, wie die Leistungsverhältnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren. Die Bewerbspiele sind uns ohnehin bekannt und sie betreffen praktisch nur Begegnungen zwischen Wiener Vereinen. Aber es gab darüber hinaus auch freundschaftliche Begegnungen mit Mannschaften aus den Bundesländern und wir können diese Spiele im Nachhinein analysieren.

Bilanz aus der Sicht von Rapid

Ausgewertet*) wurden 1209 Spiele aus der Rapid-Chronik zwischen 1911 und 1949, die keine Bewerbspiele waren. Davon waren 645 internationale Spiele und 564 nationale Spiele. Die nationalen Spiele wurden unterteilt in solche gegen Wiener Vereine (465) und gegen Vereine aus den Bundesländern (99).

*) Diese Daten verdanke ich der Zusammenarbeit mit Domenico Jacono, der mich 2014 gebeten hatte eine solche Testspielbilanz zu erstellen. Die komplette Dokumentation dieser Auswertung steht für Interessenten zur Verfügung.

Spiele   S   U   N Bundesland
   465 322  58  85 Wien
    99  90   3   6 Bundesländer

Rapid gegen Wiener Vereine

Von 465 dieser Nicht-Bewerbspiele gegen Wiener Vereine hat Rapid 69% gewonnen und 82% nicht verloren, das zeigt etwa die Kräfteverhältnisse in Wien. Aber von 99 Spielen gegen Bundesländer-Vereine hat Rapid 91% gewonnen und 94% nicht verloren. Aus diesen Zahlen lässt sich die eklatante Überlegenheit des Wiener Fußballs gegenüber dem Bundesländer-Fußball gut ablesen. (Wahrscheinlich führen Auswertungen von Spielen der anderen Wiener Vereine zu ganz ähnlichen Ergebnissen.) Die Festlegung der Wiener (Niederösterreichischen) Meisterschaft als höchste österreichische Leistungsklasse war in den Anfängen des Fußballs nicht infrage gestellt; auch nicht von damals in den Bundesländern spielenden Klubs. Es mutet daher sonderbar an, dass ein Verein, der ebenfalls seit dem Beginn der österreichischen Ligageschichte die Zeit bis 1949 als „irrelevant“ infrage stellt. Denn die Austria feierte in diesen Jahren immerhin zwei angesehene Mitropacuptitel. Wie hätte sie diese denn erwerben können, wenn sie nicht Teil der höchsten Spielklasse in Österreich gewesen wäre?

Historische Gerechtigkeit

Wir können einen historischen Sachverhalt zwar aus der heutigen Sicht bewerten und können und sollen daraus lernen, aber um den damals handelnden Personen gerecht zu werden, muss man die historische Situation aus den damals herrschenden Umständen bewerten und nicht nach den Möglichkeiten und Maßstäben von heute. Wir können nicht das heutige Ligensystem, das als Produkt eines jahrzehntelangen Prozesses entstanden ist, auf die Zeit um 1900 anwenden, weil das damals nicht bekannt war. Die damalige Realität war „Fußball als eine rein Wiener Angelegenheit“, so wie Schifahren etwas für die gebirgige Gegenden ist. Wenn also um 1911 die höchste Spielklasse eine rein Wiener Angelegenheit war, dann war das damals nicht ungerecht gegenüber Bundesländervereinen, sondern lediglich ein Abbild der damaligen fußballerischen Landschaft.

Die Rolle des ÖFB

Der ÖFB besteht seit 1904 und bezeichnet alle bisher 757 internationalen Begegnungen seit 1902 als Spiele der „Österreichischen Nationalmannschaft“. Diese Länderspiele werden in allen bedeutenden internationalen Fußballdatenbanken als Bewerbspiele der österreichischen Nationalmannschaft angeführt. In allen diesen Spielen des ÖFB kamen immer die besten Spieler zum Einsatz, die der jeweilige Trainer aufstellen konnte. Und hätte es damals, 1902 oder in den Jahrzehnten danach, relevante Spieler aus den Bundesländern gegeben, die das Nationalteam hätten verstärken können, hätte sie ein verantwortungsbewusster Trainer auch eingesetzt. Und wenn es möglich war, tat er das auch, wie man den Mannschaftsaufstellungen entnehmen kann. Der ÖFB trug sein erstes Spiel*) am Sonntag, 12, Oktober 1902 gegen Ungarn aus und gewann 5:0. Die Aufstellung war: Nauss (WAC); Eipeldauer (Vienna), Wachuda (WAC), Hüttl (Cricketer), Blässy (Graphia), Mössmer (DJM Währing), Wiesner (W1898), Huber (WAC), Schrammel (WAC), Studnicka (WAC), Taurer (WAC)

*) Den ÖFB gab es 1902 noch gar nicht aber er hat diese ersten Länderspiele bis 1904 „adoptiert“.

Man sieht an der Aufstellung, dass ausschließlich Spieler von Wiener Vereinen berücksichtigt worden sind, aber keine Spieler aus den Bundesländern. Man sieht weiters, dass noch kein Rapid-Spieler aufgeboten wurde; zu schwach waren damals die noch in rot-blau spielenden Rapidler (grün-weiß wurden sie erst 1906). Dagegen wurde bereits ein Cricketer aufgeboten. Die Cricketer waren die Vorläufer der späteren Amateure (ab 1927 Austria). Einige Jahre später, im ersten Meisterschaftsjahr, bestritt der ÖFB am 9. Oktober 1911 in Dresden das 22. Spiel gegen Deutschland 1:1 mit folgender Aufstellung: Müller (Sportklub); Popovich (Amateure), Tekusch F. (WAF), Cimera (DFCPrag), Swatosch (Simmering), Tekusch K. (WAF), Kohn (WAF), Schmieger (Sportklub), Schwarz (Vienna), Neumann (WAC), Spindler (Teplitz). Mit diesem Beispiel möchte ich zeigen, dass es keineswegs ein Transportproblem gewesen sein kann, Spieler aus den Bundesländern nicht zu berücksichtigen, denn bei diesem Spiel wurden sogar Spieler aus Teplitz und Prag (aus dem heutigen Tschechien) in den Kader geholt. Das war möglich, weil das heutige Tschechien damals zur österreichischen Reichshälfte gezählt wurde. Hätte es also relevante Spieler aus den heute österreichischen Bundesländern gegeben, der Trainer hätte sie sicher zum Einsatz gebracht – aber es gab sie nicht. Gleichzeitig sieht man auch die Einschätzung der Spielstärke der Ligen mit Wien als Schwergewicht. Abschließend möchte ich noch ein legendäres Spiel aus der Zeit des Wunderteams erwähnen, das in Berlin gegen Deutschland am 24.5.1931 6:0 gewonnen wurde. Die salomonische Aufstellung zeigt, dass Hugo Meisl je zwei Spieler der damals führenden Wiener Vereine eingesetzt hat: Hiden (WAC); Schramseis (Rapid), Blum (Vienna), Braun (WAC), Smistik (Rapid), Gall (Austria), Zischek (Wacker), Gschweidl (Vienna), Sindelar (Austria), Schall (Admira), Vogl (Admira). Die damalige Wiener Meisterschaft war unzweifelhaft die höchste Spielklasse und daher war der damalige Meister auch gleichzeitig österreichischer Meister. Und die Auswahl der Spieler des Nationalteams bestätigen diese Dominanz der Wiener Klubs. Solange der ÖFB seine Spiele über diesem Zeitraum seit 1900 zählt, sind auch die Meisterschaften in diesem Zeitraum der Selektionmechanismus zur Auswahl der besten Spieler und diese Spieler stammen alle aus dem Bereich der Wiener Vereine.

Spielerherkunft in der Nationalmannschaft

Den Abschluss bildet eine Auswertung der Herkunft der in der Nationalmannschaft eingesetzten Spieler. Dazu wurden etwa 740 Spiele der österreichischen Nationalmannschaft ausgewertet. „Blau“ ist der Anteil der Spieler von österreichischen Vereinen und „gelb“ der Anteil der Legionäre. („blau“ + „gelb“ = 100%.) Der Legionärsanteil in den ersten Jahren kommt von Spielern aus dem damaligen Kronland Tschechien. Damals war das Inland, da es aber um das heutige Österreich geht, wurden diese Spieler in diesem Diagramm als „Legionäre“ gewertet. Die Spieler von österreichischen Vereinen wurden unterteilt in Spieler von Wiener Vereinen („rot“) und Spieler aus den Bundesländern („grau“). Österreich („blau“) = Wien („rot“) + Bundesländer („grau“). Man sieht, dass bis 1949 praktisch keine Spieler aus den Bundesländern nominiert worden sind. Dass die Teamchefs zum Beispiel aus rein praktischen Gründen (Anreise) ausschließlich Wiener Spieler gewählt hätten, trifft nicht zu, denn bereits in der Monarchie hat man die Österreichische Nationalmannschaft durch Spieler aus Böhmen verstärkt. Hätte es also entsprechend auffällige Spieler aus den österreichischen Bundesländern gegeben, hätte ein Hugo Meisl das sicher nicht übersehen. Diese Analyse der Nominierungen in die österreichische Nationalmannschaft zeigt, dass die ersten 50 Jahren des österreichischen Fußballs, von den Wiener Vereinen dominiert wurden und dass der Meister der Wiener Meisterschaft sich zurecht auch als österreichischer Meister nennen kann. Die Auswertung der Vereinszugehörigkeit der Spieler der Nationalmannschaft zeigt auch, dass in den letzten Jahren die Bedeutung der „Legionäre“ stark zugenommen hat und Spieler aus der österreichischen Bundesliga nur mehr eine geringe Rolle spielen.

Ausblick

Es ist schon schwierig genug, die Vergangenheit zu beschreiben, dann erst die Zukunft; noch dazu in einem so durch Zufälle dominierten Gebiet wie es der Fußball eben ist. In der folgenden Grafik sieht man die 11 Meistertitel von Rapid (*) und die 18 der Austria (#) in den letzten 50 Jahren:
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 1960      1970      1980      1990      2000      2010
Für das rekord-gewohnte Rapid ist das ein mageres Ergebnis, verglichen mit den 22 Meistertiteln in den 50 Jahren davor. Ich vermute als Grund für diese Schwäche von Rapid in den letzten Jahrzehnten ein zu starren Festhalten an den in früheren Jahrzehnten so erfolgreichen Strukturen; einen verspäteten Lernprozess, den unser Stadtrivale besser bewältigt hat.

Was passiert also, wenn dieser Trend so weitergeht?

Wenn dieser Trend anhält, würden beide Wiener Mannschaften bei der 150-Jahr-Feier von Rapid im Jahr 2049 je 42 Meistertitel haben. (So wie vor einigen Jahren Manchester den bisherigen Rekordhalter Liverpool eingeholt hat.) Aber Trends müssen sich nicht in dieser Form ergeben, es ist ja nicht verboten, den Prognosen entgegen zu wirken. Wir können daher trotz der Pannen der abgelaufenen Saison zuversichtlich sein, dass unser Präsidium durch die witschaftlichen und organisatorischen Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit von Rapid so weit steigern konnte, dass eben jetzt die Zeit reif für eine Trendwende ist, der „Rekordmeister“ nicht verloren gehen wird und das Zuckerwasser-Imperium letztlich zu einer Episode im der österreichischen Fußballgeschichte verblassen wird.

Rekordmeister der Popularität

Geradezu gegenläufig zur Anzahl der Titel entwickelte sich aber in den letzten zwei Jahrzehnten die Attraktivität von Rapid für das Publikum, das wir alljährlich in geradezu atemberaubenden Zuwächsen an Angeboten, Zuschauerzahlen und Zugehörigkeitsgefühl erleben, fast unabhängig von der jeweiligen Präsidentschaft, getragen von einem messianisch motivierten Andy Marek, dem an dieser Stelle für seinen unermüdlichen Einsatz gedankt werden soll. In dieser Disziplin der „Popularität“ hat Rapid in den letzten zwei Jahrzehnten seine Mitbewerber ganz unabhängig von der Anzahl der Titel klar distanziert. Es mag sein, dass das Alleinstellungsmerkmal des „Rekordmeisters“ dabei hilfreich war, aber es war nicht das allein. Wie keinem anderen Verein ist es Rapid gelungen, das anzusprechen, was modernen Fußball ausmacht: attraktiv für Investoren zu sein, Zuschauer anzuziehen und die die Einschaltziffern zu steigern. Ganz unabhängig von der jeweiligen Anzahl der Titel ist Rapid uneingeschränkter Rekordmeister in den Herzen seiner Anhänger – egal wos kummnt im Lebn.

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Eine Antwort zu “Rekordmeister”

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