Gerechtigkeit im Fußball

Im Bild Schiedsrichter Robert Schörgenhofer mit seinen Assistenten beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen die Admira in der Südstadt. Gleich mehrmals kam nach dem Spiel gegen die Admira das Thema „Schörgenhofer“ zur Sprache und wer Rapid-Anhänger ist, der weiß, man spielt nicht nur gegen den Gegner sondern auch gegen einen Schiedsrichter, bei dem man meist den Eindruck hat, als wäre er mit dem Gegner im Bunde. Diesen Eindruck kann man leider an Zahlen nicht so gut ablesen, wie wir gleich sehen werden. Aber man kann sehr gut vergleichen, welchen Erfolg wir bei welchem Schiedsrichter haben. (Übrigens sollte fairerweise gesagt werden, dass natürlich die jeweils gegnerische Mannschaft denselben Eindruck hat, und auch, dass es sich mit diesem Eindruck besser leben lässt, wenn man gewinnt.) Die folgenden Schlüsse basieren auf einer ewigen Schiedsrichter-Statistik, die die zuletzt aktiven Schiedsrichter in einem Vergleich darstellt. Interaktive Schiedsrichter-Vergleichstabelle. Grün: Sieg, Gelb: Unentschieden, Rot: Niederlage Hier ist dieselbe Tabelle in Punkte umgerechnet:
Schiedsrichter Spiele Punkte Spiele*Pkte
Drachta Oliver Mag. 33 2,1 68,0
Eisner Rene 31 1,5 47,1
Grobelnik Gerhard Ing. 8 1,5 12,0
Hameter Markus 11 1,6 18,0
Harkam Alexander 35 1,5 53,9
Heiß Andreas 4 3,0 12,0
Jäger Christopher 8 2,4 19,0
Kolleger Andreas 7 2,3 16,0
Lechner Harald, Mag. 9 1,6 14,0
Muckenhammer Dieter 14 1,5 21,0
Ouschan Dominik 20 1,8 36,0
Schörgenhofer Robert 47 1,7 80,8
Schüttengruber Manuel 19 1,6 30,0
Weinberger Julian 1 3,0 3,0
1,9
gewichtete Punkte 247 1,7 431,0
Die durchschnittliche Punktezahl, die wir erreichen, gemittelt über alle Schiedsrichter ist 1,9. Wir müssen aber bedenken, dass manche Schiedsrichter nur wenige und manche sehr viele Spiele leiten. Daher muss man die durchschnittliche Punktezahl des Schiedsrichters mit der Anzahl der Spiele gewichten. (Spalten „Spiele“, „Summe“). Dann ergibt sich eine durchschnittliche Punktezahl von 1,7. Bezüglich dieser Zahl können wir nun die einzelnen Schiedsrichter „bewerten“. „Böse“ Schiedsrichter sind also rot, „gute“ sind grün hinterlegt. Schiedsrichter Schörgenhofer belegt die goldene Mitte, weil seine Spiele exakt dem Mittelwert entsprechen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, weil er die meisten Spiele, nämlich 47 geleitet hat und daher das gewichtete Mittel diesem Wert sehr nahe ist. Solltet Ihr also bei einem Spiel die Möglichkeit haben, den Schiedsrichter selbst bestimmen zu können, wählt Drachta, Heiß, Jäger, Kollegger, Ouschan oder Weinberger. Leider ist aber das Leben kein Wunschkonzert und beim nächsten Spiel gegen Sturm wird Manuel Schüttengruber an der Pfeife sein, der uns mit 1,6 noch weniger Punkte beschert als der zuletzt kritisierte Robert Schörgenhofer mit 1,7. Bitte aber diese Zahlen nicht allzu ernst zu nehmen.
  • Je weniger Spiele ein Schiedsrichter geleitet hat, desto mehr können diese mittleren Punktezahlen nach oben oder unten abweichen. Julian Weinberger hat überhaupt erst ein Spiel geleitet. Sein Punktemittel von 3,0 schaut daher ziemlich ideal aus, aber wie gesagt, es war nur ein Spiel. Je weniger Spiele ein Schiedsrichter geleitet hat, desto weniger kann etwas man über eine „Tendenz“ sagen.
  • Weiters müsste man noch berücksichtigen, ob nicht bei Cup- oder Risikospielen jeweils andere Schiedsrichter zum Einsatz kommen und sich dadurch ihre Statistik verbessert (Cup-Spiele) oder verschlechtert (Liga-Spiele).
  • Beispielsweise pfeift Gerhard Grobelnik nur das Wiener Derby und daher ist das keine Mischung verschieden anspruchsvoller Gegner sondern es sind durchwegs schwierige Spiele, die im Schnitt weniger Punkte bescheren als andere. Daher erreicht Rapid auch bei Grobelnik nur 1,5 Punkte pro Spiel. Daraus darf aber nicht auf irgendwelche „Tendenzen“ geschlossen werden, weil seine Spiele eben „schwierige“ Spiele sind und daher eben aus diesem Grund weniger Punkte einbringen.
Wegen dieser „Seiteneffekte“ darf man aus diesen Zahlen also keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sie zeigen eher, dass zwischen den Schiedsrichtern gar nicht so große Unterschiede bestehen. Dennoch habe ich Lieblingsschiedsrichter: Es sind Oliver Drachta (2,0) und Dominik Ouschan (1,8) und beide haben schon sehr viele, nämlich zusammen 53 Spiele geleitet, was schon eine gewisse Sicherheit in der Aussage bietet. Was daher bleibt, ist die Art wie gewisse Details in einem Spiel entschieden werden, die man auch hätte anders entscheiden können. Etwa die Spielunterbrechung  beim Admira-Spiel, die von den Spielern beider Mannschaften abgelehnt wurde. Die Unterbrechung allein wäre ja kein großes Malheur, allerdings wird am kommenden Montag dieselbe Causa noch einmal von dem Strafsenat verhandelt und dann wird es um eine wiederholte  Spielunterbrechnung gehen, die für Rapid sehr schwerwiegend sein kann. Und das hat Schiedsrichter Schörgenhofer gewusst, und da er dem Wunsch der Spieler nicht entsprochen hat, hat er diesen Nachteil für Rapid geradezu absichtlich herbeigeführt.

Gerechtigkeit gibt es nur im Film*)

Eine weitere, immer wieder angemerkte Beobachtung ist die, dass der Rapid-Anhang ungleich fordernder ist als der von Admira oder Mattersburg. Das spürt natürlich auch der Schiedsrichter. Und in dieser Drucksituation muss er den Eindruck des „Unparteiischen“ vermitteln und ist sich gleichzeitig in vielen Situationen viel weniger sicher als es sein Pfiff (oder Nicht-Pfiff) vermittelt. Diesem Druck unterliegen alle Schiedsrichter gleichermaßen. Seien wir ehrlich: auch wenn das Abseits gegen den Rapid-Stürmer korrekt gesehen und angezeigt wurde: dem Publikum ist das herzlich egal, es pfeift; gegen die Entscheidung. Und das tut das Rapid-Publikum in praktisch jeder strittigen Situation, und reklamiert die Entscheidung zum eigenen Vorteil. Glaubt ihr nicht, dass ein Schiedsrichter in seinem ohnehin grundsätzlichen Zweifel sich tendenziell gegen diese „öffentliche Meinung“ stellt, ja geradezu stellen muss, um eben nicht parteiisch zu erscheinen? Ich habe den Eindruck, dass mit stärker werdendem Druck des Publikums ein Schiedsrichter tendenziell gegen die lautstark unterstütze Mannschaft pfeift. Hinweise dazu finden sich im Buch „Der Fußball – Die Wahrheit“ im Abschnitt „Das Publikum zeigt Gelb“. (In einem Experiment wurde gezeigt, dass Schiedsrichter eher auf „Gelb“ entscheiden, wenn gleichzeitig ein hoher Geräuschpegel vorliegt, weil sie mit der Lautstärke die Schwere des Fouls verbinden; unbewusst, natürlich!) Und die Leistung des Schiedsrichters wird nicht durch das Publikum oder durch die Medien bewertet sondern durch unpublizierte Bewertungstabellen, deren Bewertungsmaßstäbe uns nicht zugänglich sind. Wenn uns als Rapid-Anhänger die Spielunterbrechung beim Admira-Spiel stört, bedeutet sie vielleicht für den Schiedsrichter eine lobende Erwähnung, wer weiß? *) Titel eines (lesenswerten) Buchs von Robert Taschner.

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