Metapher „Rapid“

Kein Tag vergeht, in dem man nicht in irgendeiner Weise im Alltag an Rapid erinnert wird. Zum Beispiel findet man im Favoritner Columbus-Center folgende Werbefläche: „Im 14. stürmt man den Platz, bei uns die neuesten Angebote!“ Fast kein Polit-Talk, bei dem nicht einer der Diskutanten „Fußball“ als Metapher im Gespräch einbringt. Vielleicht, um populär zu wirken, wahrscheinlich aber, weil eben Fußball tatsächlich unsere Lebenswirklichkeit modellhaft abbildet. Auch Theater und Kabarett nutzen die Marketingmaschinerie „Rapid“ als Popularitätsverstärker, um beim Publikum zu punkten. So gesehen und gehört beim aktuellen Programm des Simpl „Im freien Fall“ von Michael Niavarani und Albert Schmidleitner. So präsentierte sich das Simpl kurz vor der Vorstellung: Hier die Darsteller (vlnr.) Claudia RohnefeldAlexandra SchmidJoachim Brandl, Martin BuchgraberRoman FranklAlexander Sedivy und Ernst G. Vokurek. Die Revue ist ganz im Stil des „alten“ Simpl gehalten, mit Joachim Brandl als Conférencier. Aber es ist wie im Fußball: die Dynamik hat deutlich zugelegt, die drei Stunden Programm vergehen viel zu schnell. Alexandra ist übrigens die Tochter unseres Mitglieds Hannes, dem wir auf diesem Weg über die bravouröse Darbietung seiner Tochter berichten dürfen. Wir haben uns die vielen Nummern natürlich nicht im Detail gemerkt, aber dass immer wieder auf „Rapid“ Bezug genommen wurde, das ist uns sehr in Erinnerung und daher auch dieser Bericht.

Szene 1: Verhör

Drei Promis aus Radio und Fernsehen werden von einem ziemlich aufgebrachten Polizisten wegen ihrer Falschprognosen verhört. „Peter Filzmaier“, „Christa Kummer und „Gerda Rogers“ (diese waren perfekt geschminkt, man konnte die reale Figur sehr gut erkennen). Der Vorwurf an „Peter Filzmaier“ war, dass dieser die Zukunft der Grünen eher schwarz sieht. Daraufhin verliert der Polizist vollends die Fassung und brüllt den Angeklagten an, es stünde ihm nicht zu, seine Religion „Rapid“ schlecht zu reden, gefolgt von einer Art Beschwörung des grünen Fußballgotts.

Szene 2: Frau „Kaiser“

Wer kennt noch die Szene aus dem Kaisermühlenblues, als Frau „Kaiser“, dargestellt von Ellen Umlauf, entrüstet eine Anzeige aufgeben will, weil sie sich durch unsittliches Verhalten der Nachbarn gestört fühlt. Es war aber so, dass sie dazu mit einem Feldstecher auf eine Leiter klettern musste. Ganz ähnlich war es in dieser Szene, ebenfalls in einem Gemeindebau, als ein Ehepaar mit einem Operngucker beobachtet, wie in einer gegenüberliegenden Wohnung ein Ehepaar einzieht. Weil die Frau dort ein Kopftuch trägt, befürchtet sie das Schlimmste: Türken. Und tatsächlich packt der Mann auch noch einen Schal von Galatasaray aus. Und das ginge nicht, man sehe ja, wohin das führt, dass sich diese Türken nicht integrieren wollen. Integriert wären sie nur, wenn sie Rapid-Fans wären. Auch Austrianer dürften sie nicht sein, nur Rapid zähle.

Szene 3: Unsichtbar

Was man alles Gutes tun könnte, wenn man unsichtbar wäre, das trug der Conférencier Joachim Brandl vor. Und in dieser langen Liste von Dos und Donts plötzlich die Passage, dass man beim Auswärtsspiel in Altach das dortige Stadion absperren würde, um die Ultras nicht einzulassen. Ich hoffe, mir das sinngemäß gemerkt zu haben, denn der Vortrag war außergewöhnlich schnell. Bemerkenswert war die Aktualität, wahrscheinlich hat man an dieser Stelle in der Vorwoche noch „Salzburg“ statt „Altach“ verwendet. Ich glaube, dass das Publikum wegen der Intensität dieser mehr oder weniger guten Taten zwar das „Rapid“ registriert hat aber nicht unbedingt, was mit den Ultras gemeint war.

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Bereits in diesem Tagebuch

Es gibt immer wieder Anlässe, in denen „Rapid“ als Methapher in der Kunst verwendet wird. Manchmal stellvertretend für „Fußball“ (ausgewogen dargeboten von Dorfer (=Austria) und Scheuba (=Rapid) in „Ballverlist“), manchmal als Integrationsindikator (wie im Ein-Mann-Kabarett „Cordoba“, dargestellt von Cornelius Obonya oder in der obigen Szene 2), manchmal auch in einer unausgewogenen Form (wie in der Sendung „Was gibt es Neues“ durch Gernot Rudle), in dem Sinn, dass der Stadtrivale in schlechtem Licht dargestellt wird (was im Stadion toleriert wird, hat im Fernsehen aber nichts verloren) oder wie in den ersten Folgen der Sitcom MA2412 (Alfred Dorfer outet sich als fragwürdige Gestalt als Rapid-Fan. In den späteren Folgen wurde „Rapid“ durch die „österreichischen Nationalmannschaft“ ersetzt).

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