Inspirierende Stadionführung

Mit dem Fanklub „Grün-weiße Distel“ und ihrem Obmann Christoph besuchten wir die Räume des Allianz-Stadions. Der Rundgang dauerte drei Stunden.

Spannend. Beeindruckend. Informativ.

Die Stadionführung mit Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar war ein ganz besonderes Erlebnis, denn sie zeigte Fußball aus der Warte eines Mentaltrainers, der die Inspiration der Akteure in seinen Ausführungen immer wieder als ein wichtiges Element beschrieben hat. Die Führung war spannend, weil sie uns gezeigt hat, wie wichtig möglicherweise Unwägbarkeiten für Erfolg im Spiel sind, beeindruckend, weil unser Führer mit seinem Engagement sowohl für Rapid als auch für sein Anliegen, den Glauben, überzeugend präsentiert hat und informativ, weil wir kleine und durchaus auch größere interessante Interna aus dem Zusammenleben der Rapid-Akteure aus erster Hand erfahren haben.

Gemeinsam. Glauben. Kämpfen. Siegen.

Katholiken sind genial in der Art, fremde Gefilde zu erobern. Schaut einmal auf die Überschrift: scheinbar wie das Motto des Rapideums, das sich in der letzten Zeit zum Motto von Rapid entwickelt hat. Mit dem Zusatz „Glauben.“ wurde es zum Motto des Friedensgottesdienstes, an dem wir teilgenommen haben. Das dort vorgetragene Gebet für den Frieden, das auf Franz von Assisi zurückgeht, möchte ich Euch nicht vorenthalten:

Gebet für den Frieden (Hl. Franz von Assisi)

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens. dass Ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt, dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht; dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält; dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert. dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten, nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass Ich geliebt werde, sondern dass ich liebe. Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Fußball und Religion, Integration oder Trennung?

Laurin Rosenberg hat in seiner Einleitung zur Führung einen Vergleich zwischen Religion und Fußball als Religion gezogen und dabei überraschende Parallelen in Äußerlichkeiten aufgezeigt, die auch in diesem Tagebuch schon einmal angesprochen worden sind. Pfarrer Christoph wollte diese oberflächlichen Vergleiche aber eher nicht gelten lassen. Fußball und Kirche haben auch organisatorisch gewisse Gemeinsamkeiten, sind sie doch beide hierarchisch klar strukturiert. Die Vereine und deren Vertreter, die nach den Regeln dieser Fußballhierarchie arbeiten, sind die letzten in einer Kette übergeordneter Verbände. Ganz oben, in der FIFA, sitzt ein Fußballpapst, umgeben von Fußballkardinälen, die festlegen, wie Fußball gehandhabt werden soll. Und eine dieser Entscheidungen betrifft die Religion am Spielfeld und die hat dort – nach Meinung der Fußballoberen – nichts zu suchen (siehe Links). Dem steht aber gegenüber – wie uns Pfarrer Christoph vermittelt hat, dass überraschend viele Spieler in der Hinwendung zu einem Glauben Kraft für das Spiel schöpfen und dadurch gestärkt die Spiele absolvieren. Und genau diese Kräfte hilft Pfarrer Christoph zu mobilisieren. Nun, uns, den sieghungrigen Anhängern kann es schließlich egal sein, warum die Spieler gut spielen; dem einen hilft Musik, dem anderen ein Glaube. Wir haben erfahren, dass es auch in den Reihen unseres Ligakrösus sehr gläubige Spieler gibt, auch solche, die schon Tore gegen uns erzielt haben, und ich konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen, dass möglicherweise der Salzburger Pfarrer mit der Vermittlung „seines Glaubens“ mehr mentalen Erfolg hat als der aus Hütteldorf; oder ist es doch eher das Geld, das den Unterschied ausmacht?

Der Schutzpatron der Fußballer, ein Rapidler?

Bischof Alois Schwarz hat den 1981 heiliggesprochenen Aloisius Scrosoppi im Jahr 2010 in Pörtschach zum Schutzpatron der Fußballer erklärt. Rapid besitzt mit der Statue des Schutzpatrons Luigi (Aloisius) Scrosoppi ein Original und dürfte überhaupt der erste Fußballverein sein, der eine solche Statue besitzt; viele weitere Vereine bemühen sich in der Kärntner Pfarre um eine solche Statue. Mit Rapid hat zwar der historische Aloisius nichts zu tun, denn er starb schon 1884, aber dem aufmerksamen Harry Gartler ist aufgefallen, dass der Name des Fußballpatrons mit den Buchstaben „SCR“ beginnt, was – nach der Überzeugung von Pfarrer Christoph – kein Zufall sondern Fügung ist. Also eigentlich heißt der Heilige Osoppi und das SCR ist so etwas wie eine Adelsbezeichnung  Aloisius SCR Osoppi. Na, wenn das kein Wink von Oben ist!

Der Andachtsraum

Grundsätzlich ist der Raum grün beleuchtet, doch zeigt sich die Elektronik sehr anpassungsfähig.

Die Gästekabine

Es scheint unter den Organisatoren von Fußball eine ausgemachte Sache zu sein, dass man die Gäste möglichst „schlecht“ behandelt, dass man ihnen also nur eine Mindestausstattung zubilligt aber auch nicht mehr. Interessant waren die Texte in der Gästekabine, die noch vom letzten Spiel gegen Mattersburg über geblieben sind. Etwa stand dort groß aufgemalt „SIEG“ und daneben „Selbstvertrauen“, „Laufbereitschaft“, „Mut“, die wahrscheinlich von Trainer Baumgartner stammen, also ähnliche Tugenden, die man in solchen Situationen von jeder Mannschaft fordert. Den Ausgang in die Flashzone hat man ziemlich „höllisch“ dekoriert mit der Aufschrift „Letzte Chance umzudrehen“. Was wir aber alle nicht wissen, ob diese Inszenierung in der gewünschten Weise wirkt. Betrachtet man nüchtern die Ergebnisse der letzten Jahre, dann könnte man – alles andere einmal ausklammernd – der Meinung sein, dass dieser psychologische Hokuspokus genau umgekehrt wirkt als er sollte, was übrigens auch auf die dargestellte kriegerisch-aggressive Stimmung im Stadion zutreffen dürfte. Trainer Baumgartner hat es in der Pressekonferenz auch treffend charakterisiert, als er sagte, dass für seine Spieler die zwei Begegnungen in Hütteldorf die Highlights des Jahres sind und überhaupt der Grund, Fußballspieler sein zu wollen. Man kann daher mit solchen provokativen Wandmalerein in den gegnerischen Spielern das genaue Gegenteil von dem bewirken, was man erreichen will, nämlich eine jetzt erst recht“-Stimmung, die den Gegner sogar besonders motiviert. Aber so ist sie halt, die Psychologie; ein gegebenes Verhalten kann völlig verschiedene Wirkungen hervorrufen und wir können nur hoffen, dass die Wahl der Dekoration die richtige Wirkung hat.

Grün-weiße Distel

Nach einem gemeinsamen Abendessen konnten wir noch dem Punschstand der Tornados einen Besuch abstatten. Wir bedanken uns für die Möglichkeit zur Teilnahme bei der vom Obmann Christoph bestens organisierten Veranstaltung. Wer Einblicke in das ziemlich dichte Arbeitsprogramm von Pfarrer Christoph gewinnen will, dem können wir eine solche besinnliche Führung empfehlen. Langweilig wird es im Andachtsraum nicht, es gab bereits 35 Taufen, und mehrere Hochzeiten sind auch schon vorgemerkt.

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