MV Bickel, Djuricin, Hickersberger

  Der Klub der Freunde des S.C. Rapid begrüßte das Trainerteam zu einer sehr interessanten Gesprächsrunde. Die Herren mussten sich immer wieder gegenüber der Volksseele rechtfertigen, weil wir als Zuschauer meist nur die Tore und Siege als Leistungsmaß verwenden und es nicht akzeptieren wollen, dass man auch als deutlich bessere Mannschaft durch Zufälligkeiten verlieren kann.

Aufgaben des Sportdirektors

Besonders die Rolle des Sportdirektors ist Anlass für Missverständnisse. Fredy bekommt bis zu 100 Mails pro Tag mit mehr oder weniger guten Ratschlägen.  Die Stimmung im Saal bei den Ausführungen von Fredy Bickel würde ich so beschreiben: die ruhige, sachliche, wertschätzende Art, auch bei schwierigen Personalfragen ist gegenüber den ziemlich angriffigen Wortmeldungen so etwas wie deeskalierend.  Das Wichtigste ist, dass wir, die Anhänger, wenig bis nichts über die Randbedingungen von Transfers wissen und uns Fredy Bickel versucht hat, einige Hintergründe zu vermitteln.

„Zwei Stürmer müssen her“

Das ist ein Satz, der sowohl von den Rängen als auch von der Sportpresse immer wieder ausgesprochen wird. Wir Anhänger meinen, dass es das vordringliche Ziel eines Sportdirektors sei, Spieler zu holen. Und es natürlich gibt es auch solche Situationen. Fredys Aufgabe ist derzeit aber eine genau umgekehrte, denn er muss Spieler abbauen. Er arbeitet an Altlasten, für die er nicht verantwortlich zeichnet. Er berichtet über einen Stand von maximal 34 Spielern, der für jede Fußballmannschaft unerträglich ist. Wir sehen ja immer nur die elf, die spielen; aber die – in diesem Fall 23 – Tribünensitzer verlieren mit jedem Nicht-Einsatz an Motivation, Routine und natürlich auch an Wert.  Die Vorgabe des Rapid-Vorstands für den Sportdirektor war eine Kaderreduktion auf 25 Spieler (bei Einzug in einen internationalen Bewerb) und auf 23 Spieler (wenn der internationale Platz verpasst wird, was wir natürlich nicht hoffen wollen).  Aktuell umfasst der Kader 26 Spieler. Transfermarkt berichtet über 25 (Mujakic fehlt dort). Man muss bedenken, dass im Sommer drei (sind es nicht mehr?) Leihspieler zurück kommen, das ergäbe 29 Spieler. Folgende Verträge enden: Steffen Hofmann Thanos Petsos, Mario Pavelic, Andi Kuen und Joelinton. Es wird nicht sehr falsch sein anzunehmen, dass vier tatsächlich ausscheiden und man sich um eine Verlängerung von Joelinton bemühen wird. Das ergäbe dann insgesamt genau 25 Spieler. 

Ausländerquote

Auf die Gelder, die man für die Bevorzugung von Inländern bekommt, kann Rapid nicht verzichten, daher wird in Zukunft zunehmend die Aufmerksamkeit des Scouting auf inländische Spieler gelegt. Fredy Bickel hat auch schon schon eine Reorganisation des Scouting veranlasst. Die bisher sechs für das Ausland abgestellten Scouts fallen weg, weil eben die Zahl der ausländischen Spieler schon jetzt zu groß ist. 

Ivan Močinić

Sonderbarerweise hat die langwierige Verletzung von Ivan Močinić auch den Vorteil, dass das Gedränge der ausländischen Spieler um ihre Quotenplätze etwas entspannt ist. 

Finanzen

Obwohl das Thema „Finanzen“ nicht direkt angesprochen wurde, kann man doch an der Art der bisherigen Transfers sehen, dass der finanzielle Spielraum für Einkäufe von Spielern sehr eingeschränkt ist. Wie man am Beispiel von Thanos Petsos sieht, muss man in Hinblick auf die Rückkehrer im Sommer mit Leihspielern das Auslangen finden.  Überhaupt dürfte das Publikum die stolzen Budgetzahlen mit dem Finanzrahmen für den Spielerkader verwechseln. 

Admira

Gspaßig waren die Betrachtungen über den Höhenflug der Admira mit vergleichsweise geringen Mitteln sowohl was die Finanzen betrifft als auch den praktisch nicht vorhandenen Anhang. Rapid hat beides und liegt sportlich hinter der Admira.  Die Lockerheit, mit der junge Spieler bei der Admira aufspielen können, durchaus auch einmal ein Leistungstief haben können und dennoch gesetzt sind, ist eine Tugend der geringen Mittel und insofern bietet die Admira sehr gute Ausbildungsbedingungen, indem sich die Spieler praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit entwickeln können. Zu diesem Konzept ist der burschikose Trainer Ernst Baumeister eine ideale Besetzung. Die Situation bei Rapid ist mit dem enormen Erwartungsdruck und auch der starken Konkurrenz im Kader eine ganz andere und viele Talente können sich bei Rapid wegen der allzu großen Ungeduld nicht so gut gut entwickeln wie bei einem „Dorfklub“, Beispiele gibt es genug. 

Boli

Besonders im Block West dürfte es Stimmen gegen Boli geben. Der Wert dieser Stimmen entspricht etwa dem Wert der Stimmen für Steffen als den letzten Retter gegen den LASK. Aber ansonsten ist das fußballerische Talent von Boli den meisten Beobachtern nicht entgangen.  Bolis Wechseltendenzen für die kommende Transferzeit sind etwa die: Sollte er ein Angebot eines Vereins aus einer der großen Ligen mit einem internationalen Startplatz bekommen, wird er wohl Rapid verlassen, auch dann, wenn Rapid international spielen sollte. Andernfalls bleibt er aber bei Rapid. 

Unser Trainer

Meine Meinung, dass wir mit Goran einen Glücksgriff gemacht haben, teilten wohl nicht alle Zuhörer bei der Mitgliederversammlung. Das macht aber nichts. In einem Punkt sind wir wohl alle einig: sollte am Ende ein Titel stehen – egal welcher – wird es diese Meinungen wieder zusammenführen. Da aber alle diese Hoffnungen zum Beispiel auch von Stangenschüssen begraben werden können, ist nicht einmal Gorans Vertragsverlängerung gesichert. Das konnten wir den verklausulierten Worten des Sportdirektors entnehmen, als er sagte, dass er mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung noch zuwarten will. Natürlich haben alle diese Jobs – auch sein eigener – Schleudersitzcharakter, weil alles vom Spielerfolg abhängt.  Was mich sehr beeindruckt ist Gorans frühere Familiensituation mit 10 Geschwistern. Da seine älteste Schwester bereits 67 Jahre alt ist und er selbst 43, waren nie alle Geschwister in einem gemeinsamen Haushalt. Aber die Maximalbelegung in der Zimmer-Küche-Wohnung waren die zwei Eltern und vier Geschwister in einem Schlaf-Wohn-Zimmer. 

Anti-Star Thomas Hickersberger

Thomas ist eine interessante Mischung aus Bescheidenheit und Expertentum. Im Vordergrund zu stehen, ist nicht seine Sache. Umso intensiver fällt das Lob seiner Trainerkollegen aus, wenn es um seine taktischen Kenntnisse rund um den Fußball geht. Unsere vergleichsweise oberflächlichen Diskussionen dringen auch nicht in die Details der fußballerischen Taktik vor. 
Es war ein sehr langer Abend und die Gäste verweilten noch lange beim Unterschreiben von Autogrammkarten, bei gemeinsamen Fotos und dann auch noch bei vielen kleinen Diskussionsrunden. Ich habe mir natürlich nicht alle Aspekte der Diskussion gemerkt und lade Euch daher ein, bei diesen tollen Abenden des „Klubs der Freunde des S.C. Rapid“ vorbeizukommen. Es lohnt sich! Wir bedanken uns bei den Gästen für den tollen Abend und freuen uns schon auf…

Unsere nächste Mitgliederversammlung


Schreibe einen Kommentar