22 spielen, einer pfeift

Zwei spannende Stunden erlebten wir am 31.10.2019 in der VHS-Penzing – dank eines didaktisch sehr begabten Vortragenden, der es hervorragend geschafft hat, uns einen an sich trockenen Stoff mit Unterstützung durch Videos und vielen Beispielen näher zu bringen. 17 Regeln wurden uns vorgestellt, die es teilweise in sich haben, und wir mussten uns eingestehen, dass wir nicht so regelkundig sind wie wir glauben.

Ich wähle Details aus, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit. Tatsächlich wurden ziemlich spitzfindige Situationen an Hand von Videos besprochen, die ich mir leider nicht alle gemerkt habe. Bei den Bildern finden auch die Vortragsfolien. Die letzte Folie sind Fragen aus einem Test für Schiedsrichter, mit denen man sein Wissen überprüfen kann.

Die weißen Linien die das Spielfeld markieren und unterteilen sind immer Teil jenes Bereichs, den sie bezeichnen. In einem Video-Beispiel wurde gezeigt, dass ein Fouvergehen auf der Linie einen Strafstoß zur Folge hat

Ein Strafstoß ist übrigens etwas anderes als ein Elfmeter. Strafstöße (Penalty) werden während des Spiels aufgeführt, Elfmeter (Penaltyshootout) gibt es nur beim Elferschießen.

Der Fußball braucht „unmenschliche“ Schiedsrichter, das sind solche, die sich nicht irren, leider aber gilt „Irren ist menschlich“.

Was auch immer ein Schiedsrichter entscheidet: Elf sind dafür, elf dagegen.

Die Fußballregeln werden von der IFAB mit Sitz in Zürich erlassen. Das Gremium besteht aus 8 Personen, 4x FIFA, 1x England, 1x Schottland, 1x Wales und 1x Nordirland. Diese Besetzung geht noch auf Zweiten der absoluten Dominanz der Engländer im Fußball zurück, so etwa vor 110 Jahren. Vorher wurden die Regeln überhaupt nur in England bestimmt.

Müssen 11 Spieler bei einer Mannschaft das Spiel beginnen? Nein! Es müssen mindestens 7 sein. In den unteren Ligen oder in Schülerligen kommt es durchaus vor, dass bei Spielbeginn nicht alle Akteure versammelt sind. Aber es kann auch zu vielen Ausschlüssen kommen. In der 21. Runde der Saison 1936/37 spielte Rapid im Praterstadion gegen die Austria. Das Spiel wurde in der 83. Minute abgebrochen, weil nur mehr 6 Rapidler am Spielfeld waren. Das Spiel wurde 5:0 für die Austria gewertet.

Der Kapitän einer Mannschaft genießt keinen Sonderstatus, er ist für das Verhalten seines Temas verantwortlich und übernimmt die Auslosung bei Spielbeginn.

Kurios kann es werden, wenn fremde Personen in das Spiel eingreifen. Dabei muss man unterscheiden, ob es unbeteiligte Personen sind oder Funktionäre oder Ersatzspieler. In einem Video wurde gezeigt, wie ein Schuss beim Tor vorbeiging, aber ein Funktionär den Ball auf der Linie mit dem Fuß gespielt hat. Hätte er nichts gemacht und den Ball vorbei gelassen, hätte es einfach Abstoß gegeben. So aber gab es Elfmeter. Die vielen anderen Möglichkeiten habe ich mir einfach nicht gemerkt.

Die Ausrüstung der Spieler ist genau geregelt. Die Trikots dürfen zum Beispiel nicht ärmellos sein. Sollte ein Spieler den Schuh verlieren, darf er weiterspielen. Diese Regel ist neu und auf ein Spiel des SKN St.Pölten zurückzuführen, bei dem der Spieler ohne Schuh sogar ein Tor mit dem Socken geschossen hat.

Es wurden alle Handzeichen der Schiedsrichter SR und Schiedsrichterassistenten SRA besprochen. Es ist interessant, dass es eine Reihe von nicht dokumentierten Zeichen gibt, die die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Schiedsrichterassisten SRA betreffen.

Die Bewegungszone eines Schiedsrichters ist eine Diagonale zwischen den Ecken des Strafraums (siehe Bilder). Schiedsrichter betreten den Strafraum kaum.

Ein Schiedsrichter darf eine Entscheidung ändern, wenn zu dem Zeitpunkt das Spiel noch nicht fortgesetzt wurde, danach nicht mehr.

Die verordneten Nachspielzeiten gelten für die jeweilige Halbzeit und können nicht im Nachhinein in der zweiten Halbzeit verrechnet werden („Kompensationsverbot“). Die Nachspielzeit darf auch nicht verkürzt werden („Verkürzungsverbot“). Sollte in den letzten Minuten auf Strafstoß entschieden werden und durch die sich ergebenden Diskussionen auch die Nachspielzeit überschritten werden, muss der Strafstoß dennoch ausgeführt werden.

Man kann aus dem Anstoß direkt ein gültiges Tor erzielen, nicht aber ein Eigentor. in diesem Fall würde auf Eckstoß entschieden werden.

Dass auch Spieler und Teamchefs die Regeln nicht korrekt erklären können, zeigt ein Zitat aus dem Kurier.

Der Abseitsregel wurde weiter Raum gewidmet. Man muss unterscheiden zwischen Abseitsstellung, die an sich noch kein Vergehen darstellt. Wohl aber dann, wenn der Spieler den Ball von der eigenen Mannschaft bekommt oder wenn er den Gegner beeinflusst (also zum Beispiel dem Tormann die Sicht verstellt) oder wenn sich durch die Abseitsstellung einen Vorteil verschafft.

Kein Abseits gibt es bei einem Abstoß, bei Eckstoß und bei Einwurf. Es ist also erlaubt, dass ein Stürmer, der im Abseits steht einen weiten Ball seines Tormanns annimmt.

Ein kurioses Video zeigte einen Einwurf zurück zum eigenen Tormann, bei dem der Ball unglücklich ins Tor rollte. Nach der Regel, dass nach einem Einwurf kein Tor fallen kann, hätte das Spiel mit Eckstoß fortgesetzt werden können. Der Ball wurde aber vom Tormann beim Rettungsversuch berührt und daher wurde das Tor als Eigentor gezählt. Hätte der Tormann gar nichts gemacht, hätte das Tor nicht gezählt.

Beim Strafstoß muss der Schütze klar benannt werden, der Ball muss mit dem Fuß nach vorne gespielt werden und darf vom Schützen kein zweites Mal berührt werden. Ein Antäuschen des Schusses ist unzulässig. Die Spieler müssen sich außerhalb des Strafraums befinden, auf dem Spielfeld, hinter dem Ball. Der Tormann muss mit einem Fuß auf der Linie stehen.

Bei einem Einwurf muss der Spieler beidbeinig entweder außerhalb des Spielfeldes oder mit beiden Füßen auf der Linie stehen. Die gegnerischen Spieler müssen sich 2 Meter von der Seitenoutlinie entfernen.

Schließlich wurde auch über die Schiedsrichterbewertung und die Schiedsrichterbezahlung gesprochen. Schiedsrichter der unteren Ligen können maximal 8,4 Punkte, minimal 6 Punkte erhalten. Unser Vortragender hatte eine Bewertung ganz knapp am möglichen Maximum von 8,4 Punkte, so etwa 8,35. Für die Leitung wichtiger Spieler ist die Maximalnote 9. Die Bewertung eines Schiedsrichters setzt sich aus drei Komponenten zusammen: den Spielbewertungen, den regelmäßigen Regeltests und dem Absolvieren eines regelmäßigen Trainings.

Ein Regionalligaschiedsrichter erhält für die Leitung des Spiels 115 Euro, die Assistenten 70 Euro. In den unteren Ligen gehen diese Beträge auf bis zu 30 Euro zurück.

Abschließend wurde demonstriert, dass auch die Lautstärke des Pfiffs durch die Trillerpfeife über die Schwere eines Vergehens Aufschluss gibt.

Links

Ebenfalls in dieser Reihe der VHS-Penzing waren:

Vortragender

MMag. Michael Heiling ist Betriebswirt und Politikwissenschafter in der Abteilung Betriebswirtschaft in der AK Wien mit den Schwerpunkten Branchenanalysen, Betriebsräteberatung und -ausbildung (insbesondere ArbeitnehmervertreterInnen im Aufsichtsrat in den Branchen Metallindustrie, Bildung/Forschung und Gewerbe) sowie Digitalisierung und Mitbestimmung.

Er betrieb seine Tätigkeit als Schiedsrichter als Ausgleich und in den unteren Ligen. Seit einem halben Jahr macht er das aus familiären Gründen nicht mehr.


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