Die sind gar nicht so verrückt
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Ikone Ronaldo
Es kommt nicht so oft vor, dass ein junger Mann von seiner Heimatgemeinde in Bronze gegossen wird. Hier Ronaldo in Bronze auf Madeira:
Wie sich der Ronaldo-Transfer rechnet
Welcher Beobachter der Fußball-Szene findet es nicht abartig, wenn für einen – zugegebenermaßen guten – Kicker 100.000.000 Euro über den Ladentisch wandern? Diese Fehleinschätzung kommt von unserer Inkompetenz in Sachen Wirtschaft. Es ist nämlich belanglos, ob Ronaldo diesen Betrag fußballerisch wert ist und weiter eine Tormaschine bleibt oder ob er bei Juve seine Karriere einfach nur ausklingen lässt, denn die Finanzabteilung von Juve freut sich jetzt schon über die wahrscheinlich sportlich viel wertvolleren Transfers, die man aus dem Gewinn des Ronaldo-Geschäfts wird tätigen können. Wie das funktioniert? Während man bei Rapid praktisch jeden Namen auf ein Trikot aufdrucken lassen kann, gibt es bei noch größeren Clubs diese Möglichkeit nicht, dort gibt es nur Trikots mit den Namen der Spieler. Ganz abgesehen von den sonstigen indirekten Werbegeschäften oder den gesteigerten Zuschauerzahlen, liegt der Schlüssel zum finanziellen Erfolg im Verkauf des Produkts mit der Warennummer „Codice prodotto: CF3493“.Was ist schon ein Trikot?
So ein Trikot mit „Ronaldo“-Beflockung kostet 147,45 Euro.

Kritik
Die Gewerkschaft meint nun, dass es ungerecht wäre, das Geld nur in einen Menschen statt in Tausend Menschen zu investieren. Leider diskutiert man hier auf verschiedenen Ebenen, die man nicht gegeneinander ausspielen sollte. Wir erleben diese Diskussion auch bei Rapid in einer „etwas“ verkleinerten Version. Die obige Milchmädchenrechnung zeigt, dass die Rechnung des Vereins voll aufgeht und dass man sich als Mitarbeiter von Fiat eigentlich über diesen Deal freuen müsste, sichert er doch indirekt durch zu erwartende Verkaufssteigerungen die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Die jährliche Sponsorsumme von 17 Millionen Euro, die Fiat an Juve bezahlt, nimmt sich im Vergleich mit dem 100-Millionen-Deal ohnehin bescheiden aus. Eigentlich sollte bei Fiat ein dreitägiger Firmenfeiertag ob des Deals und nicht ein drei-tägiger Streik ausgerufen werden. Dass natürlich auf die Mitarbeiter aller Industriekonzerne ein Lohndruck lastet, soll damit nicht bestritten werden, doch der Ronaldo-Deal erscheint dazu ein ganz schlechtes Beispiel zu sein, weil er ja die Firma stärkt und nicht schwächt. Der Lohndruck wird viel stärker ausgeübt durch Web 4.0, IoT, Industrie 4.0, weltweiten Wettbewerb, sinkende Absatzzahlen, alternative Mobiliätskonzepte und Sozialdumping in Gegenden, die sich nicht an Mindeststandards halten – und natürlich auch die Regierungs-Konstellationen, denen die Arbeitnehmer nicht so sehr am Herzen liegen. Der Ronaldo-Deal ist für alle Beteiligten rund um Juve und Fiat auf der Habenseite anzusetzen, auch wenn uns das als Anhänger eines Vereins mit viel geringeren Möglichkeiten nicht so gefällt. Aber wir, die Anhänger sind es, die diese Geschäfte überhaupt erst ermöglichen – solange wir das Trikot „CF3493“ um 147,45 Euro kaufen.Links
- Juventus Store
- Juve verkauft über 500.000 Ronaldo-Trikots an einem Tag (Bild-Zeitung)
- Ronaldos Wechsel zu Juventus löst Streik in Italien aus (Kurier)
- Hauptsponsor verlängert mit Juve (Sponsors.de)
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2 Antworten zu “Die sind gar nicht so verrückt”
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