Liverpool Football
Inhaltsverzeichnis
Musik- und Fußballstadt Liverpool
Unsere eigentliche Absicht war, eine Zeitreise in unsere eigene Vergangenheit, in die Zeit der 1960er Jahre anzutreten, als wir, Albert, Franz, Fritz, Gerhard und Karl in einer Band gespielt haben. Die folgenden zwei Bilder sollen das veranschaulichen:1969, 5-Uhr-Tee in der Tenne, Annagasse (heute ein Mäc)

2018, vor der Beatles Statue in Liverpool


Krieg und Fußball
Schauen wir einmal in die Anfänge des Fußballs in die Zeit des Ersten Weltkriegs, als einander Deutsche und Briten in Frankreich gegenüberstanden. Wer kennt sie nicht, die Erzählungen über die Unterbrechungen der Kampfhandlungen als Soldaten beider Armeen zu einem improvisierten Fußballspiel zusammentrafen. Festgehalten wurden diese Begebenheiten im Wikipedia-Artikel „Weihnachtsfrieden„. In Liverpool wurde diesen bemerkenswerten Geschichten ein Denkmal gesetzt. Am Gelände der im Zweiten Weltkrieg zerbombten und als Mahnmal konservierten Ruine der St. Lukes Church steht das Denkmal „Truce“, das an Fußballspiele zwischen den Soldaten der Kriegsparteien im Ersten Weltkrieg erinnert.
Merseyside Derby
Liverpool gehört zu jenen Regionen, die gleich zwei Fußballvereine in die oberste Spielklasse entsenden. Die meisten Liverpool-Groundhopper haben das Anfield Stadion als Ziel und nur wenige verirren sich in den Goodison Park des Everton FC. Als ich mir die wechselvolle Geschichte der Everton FC und seines Stadions, dem Goodison Park durchgelesen habe, finde ich, dass der Everton FC eigentlich DER englische Vorzeige-Verein ist und dem Liverpool FC um nichts nachsteht. Er kann zwar nicht auf so viele Titel zurückblicken aber die Seite Everton Firsts zeigt, auf wie viele fußballerische Meilensteine dieser Traditionsverein gesetzt hat. Das Derby in Liverpool wird auch als „Meseyside Derby“ bezeichnet. Merseyside ist der dem Festland zugewendete größere Teil der Stadt. Die Fähre über den Fluss wurde 1965 im Lied „The Ferry cross the Mersey“ von Gerry & the Peacemakers verewigt. Der Song wird auch bei Touren mit der Fähre angestimmt. Beide Stadien liegen im Norden des Stadtzentrums und sind nur durch den Stanley-Park getrennt.

Bill Shankly
Bill Shankly schaffte es, 1962 den Liverpool FC aus der Zweitklassigkeit in die damalige First Division zu führen, holte mit den Reds 1964, 1065, 1966, 1973 und 1974 nationale Titel und 1973 den UEFA-Pokal. Wie er das geschafft hat, beantwortet er selbst durch sein Credo: „Im Sozialismus, an den ich glaube, arbeitet jeder für den anderen und alle bekommen einen Teil des Gewinns. So sehe ich Fußball, so sehe ich das Leben.“ Und das deckt sich ganz gut mit den Worten, die Dionys Schönecker zugeschrieben werden: „Gemeinsam. Kämpfen. Siegen.“ und „Wer zusammenhält, gewinnt.“ Dieses Credo des Bill Shankly findet man auf einem ziemlich abgelegenen Abfallcontainer an der Rückseite des Stadions:
Ernst nehmen!
Im Bezug auf die Arbeitseinstellung meinte er: „Es gibt Leute, die denken, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.“ Sollte Euch das zweite Zitat überzogen vorkommen, erinnere ich an ein Interview von Andy Marek mit Didi Kühbauer am 8. Jänner 2018 aus Anlass des 119. Jahrestages der Gründung von Rapid, in der Didi die Duelle mit dem Lieblingsgegner Austria und seinem damaligen Gegenspieler Andi Ogris als einen an die existenziellen Grenzen gehenden Kampf bezeichnet hat. (Vollständiger Bericht siehe: „119 Jahre Rapid“. Leider hatte damals die Austria die bessere Mannschaft.) Ob es nun um Fußball geht oder etwas anderes, das wir tun; wir sollten es so ernst nehmen als ginge es um Leben und Tod – oder noch ernster.Friendly Derby
Es hat uns gewundert, dass wir Everton-Anhänger in „voller Kriegsbemalung“ vor dem Anfield-Stadion, also dem Stadion von Liverpool FC beobachten konnten und sie in keiner Weise behelligt wurden. Das könnte ich mir in Wien nicht vorstellen. Dass das in Liverpool möglich ist, hat den Grund, dass dieses Merseyside-Derby traditionell sehr friedlich verläuft und als „Friendly Derby“ bezeichnet wird. Entsprechend fair (aber auch eher langweilig) ist der Support der Mannschaften durch ihre Anhänger. Vielleicht hängt es aber auch mit der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Vereine zusammen und damit, dass eben ihre Anhängerschaft aus demselben Holz geschnitzt sind.Everton FC
In Österreich ist Liverpool FC der populärere Verein, wohl wegen seiner vielen Meistertitel, und man kann Liverpool daher gut mit Rapid vergleichen. Der ältere Verein ist aber der Everton FC, gegründet 1878, und auch er hat beachtliche Erfolge zu verbuchen, die bei uns nur weniger bekannt sind. Der Everton FC ist der historisch erfolgreichste Verein in England und hat nur zwei Saisonen nicht in der obersten Spielklasse gespielt. Zahlreiche andere Meilensteine wurden vom Everton FC gesetzt, wie zum Beispiel eine für die damaligen Verhältnisse einmalige Anlage des Stadions „Goodison Park“ und viele weitere Highlights, wie zum Beispiel den ersten Besuch eines Monarchen (König Georg V) in einem Fußballstadion 1913. Als ich das gehört hatte, dachte ich gleich daran, ob sich unsere eigene Geschichte nicht völlig anders entwickelt hätte, wäre das unserem damaligen Staatsoberhaupt, dem Kaiser Franz Josef, auch eingefallen. Aber zu so etwas reichte es nicht, der alte Herr war Neuem gegenüber nicht besonders aufgeschlossen. Der Spitzname des Goodison Park Stadions ist „The Grand Old Lady“, denn die Anlage geht schon auf das Jahr 1892 zurück und die dortigen Tribünen sind nicht mit den heutigen Architekturen vergleichbar. Das Stadiondach der Tribünen ist weit nach unten gezogen und man sieht von den oberen Sitzreihen praktisch nur das Spielfeld wie durch ein Guckloch. Das hat auch den Vorteil, dass bei Sonnenschein nur die ersten Sitzreihen der Nord- und Ostseite von der Sonne beschienen werden, alle anderen Sitzreihen werden durch das tiefe Stadiondach beschattet. Hier ein Blick von den oberen Sitzreihen der Haupttribüne. Trotz Nachmittagssonne sind nur die ersten Reihen von der Sonne beschienen, alle weiter oben liegenden Sitzplätze liegen im Schatten. Allein die konstruktionsbedingten Stützen beeinträchtigen etwas die Sicht.
Religion und Fußball
In den Gründerjahren der englischen Fußballvereine hat auch die Religionszugehörigkeit eine gewisse Rolle gespielt. Beide Liverpooler Fußballvereine gehen auf eine Methodistische Gemeinde in Anfield zurück. Aber ansonsten sind die Anhänger in Liverpool nicht so religiös „gepolt“ wie das etwas in Glasgow der Fall ist. Dennoch ist es auffallend, dass im Goodison Park Stadion des Everton FC eine Art Symbiose zwischen Kirche und Fußball besteht, befindet sich doch genau in der nordwestlichen Stadionecke die evangelische St.Lukas-Kirche.

Mit dem Bus nach Everton
Was den Österreicher gleich wundert, ist der Umstand, dass der Bus 19, der von Stadtzentrum nach Everton verkehrt, zwei Stunden vor Spielbeginn nicht voll mit Everton-Fans ist. Wir scheinen die einzigen gewesen zu sein, die beim Goodison-Park aussteigen wollten. Das heißt aber nicht, dass wir dort allein waren, denn die Gegend um das Stadion ist abgesperrt und voll von blau bekleideten Anhängern. Der Bus gab uns auch andere Rätsel auf. Es dauerte mindestens fünf Minuten bis der letzte Fahrgast den Bus durch die einzige Tür (!) betreten hat. Der Grund: jeder einzelne von ihnen hat bar bezahlt. Kein einziger hatte eine Zeitkarte. Zum Vergleich: der „Balkan-Express 14A“ am Keplerplatz hat drei Türen und niemand zahlt beim Fahrer, alle haben eine Netzkarte. Warum das in Liverpool nicht genau so ist, verstehen nur die Engländer, die wollen das so.Rund um das Stadion
Etwa zwei Stunden von Spielbeginn trafen die Mannschaftsbusse ein. Der von Southampton wurde von den Fans nicht beachtet, der von Everton wurde begeistert umlagert. So präsentiert sich die Haupttribüne des Goodison Park Stadions:



Im Stadion
Eine echte Sensation sind die hölzernen Klappsessel, deren Rückenlehnen im Thonet-Stil gebogen sind. Wenn es Veränderungen gab (im Bild in der ersten Reihe) wurden dort Kunststoff-Sitze eingebaut, sonst sind aber alle Reihen im Originalzustand. Sehenswert!

Everton-Southampton
Das Spiel endete 2:1 für Everton und das Publikum war sichtlich zufrieden. Das spielerische Niveau war beachtlich. Unser Eindruck ist, dass Rapid gegen Everton in einem Bewerbspiel keine Chance hätte. Da es sich aber um Fußball handelt, muss diese Einschätzung natürlich nicht stimmen. Denn auch in diesem Spiel war der Sieg von Everton keineswegs eine klare Sache. Southampton verzeichnete einen Stangenschuss und einen nicht verwerteten Sitzer. Alles Dinge, die wir aus eigener Erfahrung mit Rapid nur allzu gut kennen.Rund um das Anfield-Stadion
Man muss nur den Stanley-Park durchqueren, um vom Goodison Park zur Anfield Road zu gelangen und daher ließen wir es uns nicht nehmen, dem Neubau in der Anfield Road einen Besuch abzustatten. Wir waren schon zwei Mal in Liverpool und beide Male war die Anfield Road unser Ziel. Auch beim Liverpool FC hatte damals ein Stadion-Neubau hohe Priorität, doch es kam anders, man errichtete an der Stelle der historischen Haupttribüne eine gigantische neue Tribüne mit drei Rängen:

Links
- Everton FC (Wikipedia)
- Everton FC (Homepage)
- Goodison Park (Wikipedia)
- Everton Firsts
- Goodison Park Stadion 2007 (Bilder)
- Everton-Southampton (Bilder)
- Liverpool FC (Wikipedia)
- Liverpool FC (Homepage)
- Anfield Stadion 2007 (Bilder)
- Anfield Stadion 2010 (Bilder)
- Anfield Stadion 2018 (Bilder)
- Anfield Stadium (Wikipedia)
- Bill Shankly (Wikipedia)
- Liverpool-Landkarte (.svg)
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